Grüne Wirtschaft

Die Zukunft von Printprodukten – oeding Print im Interview

INTERVIEW | Ressourcen auf unserem Planeten werden immer knapper – so auch Holz für unser Papier. Was die nachhaltige Druckerei oeding print dazu sagt, haben wir sie im Interview gefragt.

INTERVIEW | Ressourcen auf unserem Planeten werden immer knapper – so auch Holz für unser Papier. Was die nachhaltige Druckerei oeding print dazu sagt, haben wir sie im Interview gefragt.

09.05.2022 | Ein Interview geführt von Dorothea Meyer und Laura Hampel | Bild: unsplash

Kostenlose Wochenzeitungen und Werbeflyer kennt wohl jeder, der nicht “Bitte keine Werbung” auf seinem Briefkasten stehen hat. Obwohl heutzutage eigentlich alles in digitaler Form möglich ist, gibt es noch einige Dinge, an denen wir in Papierform festhalten. Doch wie sieht die Zukunft aus? Wird es irgendwann keine Printprodukte mehr geben? Wir haben eine die nachhaltige Druckerei oeding print zu diesem spannenden Thema interviewt.

LifeVERDE: Roland, oeding-print sagt, dass die Zukunft von Print grün ist. Wäre
es nicht am nachhaltigsten, vollständig auf Printprodukte zu verzichten und digitale Medien zu nutzen?

Roland: Unbestritten gibt es Druckprodukte, bei denen diese Frage berechtigt ist: Beispielsweise Massenmailings, die Briefkästen verstopfen und in 99 Prozent der Fälle ungelesen ins Altpapier wandern. Das passt sicherlich nicht mehr ins 21. Jahrhundert.

Andererseits sind digitale Medien nicht per se nachhaltiger. Unsere digitalen Endgeräte verbrauchen zusammen mit Infrastruktur und Cloudspeichern gigantische Energiemengen. Wäre das Internet ein Land, stände es im internationalen Ranking auf Platz sechs der größten Energieverbraucher. Tendenz steigend. Das hat Greenpeace errechnet. Dazu kommen Rohstoffgewinnung (Stichwort: seltene Erden), Herstellung und Entsorgung. Allesamt problematisch mit vielen negativen Auswirkungen auf Menschen, Umwelt und Klima.

Demgegenüber ist Print klar im Vorteil: Papier, solange es aus nachhaltigen Quellen oder Recycling stammt, ist ein nachhaltiger Rohstoff. Darüber hinaus gibt es in der Druckbranche seit Jahren hohe Umweltstandards und einen sehr gut funktionierenden Recyclingkreislauf. Laut Umweltbundesamt liegt die Recyclingquote grafischer Papiere aktuell bei 80 Prozent und damit Lichtjahre vor Smartphones, Computern und Co.

Trotzdem sollten bereits in der Planungsphase von Printprodukten alle Einsparungspotenziale konsequent genutzt und nur die wirklich benötigten Mengen gedruckt werden. Und dann natürlich grün.

Überall ist von Papierknappheit die Rede. Was bedeutet das für euch und die Zukunft von Print allgemein?

Dass mittelfristig nur noch sinnvolle, hochwertige und individuelle Produkte eine Zukunft haben. Die Zeiten, in denen beispielsweise bei Onlinedruckern Flyer zu Dumpingpreisen und in viel zu großen Mengen eingekauft werden, gehen zu Ende. Und das zu Recht, denn hier werden wertvolle Ressourcen sinnlos verschwendet.

Und selbst wenn die Ursachen für die Verknappung am Papiermarkt vielschichtig sind, es ist ein erster Vorgeschmack auf das, was uns in vielen Bereichen bevorsteht, wenn die Nachfrage nach Rohstoffen in einer Welt mit endlichen Ressourcen ungebremst steigt. Wir werden uns alle die Frage stellen müssen, wofür endliche Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden und wofür nicht. Ein gutes Magazin oder Buch versus Wegwerf-Werbung.

Woran erkennt man eine grüne Druckerei und wie unterscheidet man hier von Greenwashing?

Eine grüne Druckerei kann immer transparent und glaubwürdig darlegen, wie nachhaltig ihre Produkte und ihre Herstellungsverfahren sind. Als Nachweis dienen anerkannte Zertifizierungen. Natürlich sind Papiere aus nachhaltiger Waldwirtschaft oder Recycling, Farben auf Pflanzenölbasis und erneuerbare Energien Pflicht. Ebenso wie Nachweise zur bestmöglichen Recyclingfähigkeit der Druckprodukte. Damit wären die Hauptfaktoren einer nachhaltigen Druckproduktion zum größten Teil abgedeckt.

Auf welche Label sollte man bei Print besonders achten?

Hier sollte zwischen produkt- und unternehmensbezogenen Labeln unterschieden werden. Auf Produktseite steht der Blaue Engel für Druckprodukte DE-UZ195 als das glaubwürdigste und anspruchsvollste Label an erster Stelle. Nur der Blaue Engel garantiert, dass alle eingesetzten Papiere, Farben, Klebstoffen sowie der gesamte Herstellungsprozess höchsten Umweltanforderungen entsprechen und das Druckprodukt zu 100 Prozent recycelt werden kann.

Danach kommen bekannte Labels wie der FSC® (Forest Stewardship Council) für Papier aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft oder die verschiedenen Labels für den klimaneutralen Druckprozess. Diese Labels sind durchaus gut und wichtig. Sie decken aber nur Teilbereiche wie die Papierherkunft oder den Ausgleich der CO2-Emissionen ab und erlauben daher nur bedingt Rückschlüsse auf die Umweltverträglichkeit des gesamten Produktes.

Auf Unternehmensseite sollte man auf zertifizierte Umweltmanagementsystem wie ISO 14001 oder EMAS achten. Unternehmen, die sich diesen Zertifizierungen stellen, nehmen Umweltschutz generell ernst. Sie erbringen umfangreiche Nachweise über die Umweltauswirkungen ihrer Geschäftsprozesse und verpflichten sich, diese kontinuierlich zu verbessern. EMAS (Eco-Management and Audit Scheme, auch bekannt als EU-Öko-Audit) setzt auf den internationalen Standard der ISO 14001,stellt aber noch weiterreichende Anforderungen an das Unternehmen. Es ist somit der Goldstandard für betriebliches Umweltmanagement.

oeding print gilt als Pionier für veganes Drucken. Wie war die Reaktion euer Kund*innen darauf?

Veganes Drucken war für uns im Grunde ein logischer nächster Schritt. Wir haben den Standard 2019 gemeinsam mit dem ProVeg e. V. entwickelt und konnten im Frühjahr 2020 als erste Druckerei ein Druckprodukt mit dem bekannten gelb-grünen V-Label als vegan kennzeichnen. Der Anstoß dafür kam übrigens von einer kritischen Kundin, die wissen wollte, ob ihr veganes Kochbuch auch vegan gedruckt wird. Wir haben uns daraufhin diesem wichtigen gesellschaftlichen Trend gestellt und einen neuen Branchenstandard etabliert. Entsprechend positiv war und ist die Reaktion am Markt. Inzwischen sind uns eine ganze Reihe von Druckereien in Deutschland und Österreich gefolgt und haben sich ihrerseits zertifizieren lassen. Wir begrüßen das, denn so wird der Druck auf unseriöse Mitbewerber größer, die mit veganen Druckprodukten werben, sich aber keiner unabhängigen Prüfung stellen.

Wichtig ist, dass das V-Label für Druckprodukte in erster Linie ein ethisches Label ist. Für ein nachhaltiges Printprodukt sollte es immer in Kombination mit anerkannten Umweltlabeln verwendet werden.


An solchen Siegeln kann man einen nachhaltigen und veganen Druck erkennen (Bild: SHIFT BOOK Berlin).

Auch wenn digitale Druckerzeugnisse nicht per se nachhaltiger sind – plant ihr hier dennoch im Zuge der Digitalisierung langfristig auf digitale Produkte umzusteigen?

Wir bieten unseren Kunden bereits seit Jahren digitale Services als Ergänzung zu ihren klassischen Printprodukten an. Beispielsweise barrierefreie PDFs für Menschen mit Sehbehinderungen. Viel Potenzial sehen wir auch in der Kombination von Print und Online. Über Codes oder Bilder, die im Printprodukt enthalten und beispielsweise über Smartphones abrufbar sind, tritt der Nutzer aus dem analogen in einen mehrdimensionalen digitalen Raum mit Audio, Video bis hin zu Augmented Reality. Wir haben vor Kurzem ein spannendes Projekt für SHIFT BOOKS aus Berlin gedruckt und dabei selbst viel über diese Möglichkeiten gelernt. Wir denken also nicht ans Umsteigen, sondern an eine intelligente Verbindung von Print und Digital.

Im Rahmen eurer Serie „the future of print is green“ verfolgt ihr außerdem einen ganzheitlichen Ansatz. Was ist darunter genau zu verstehen im Kontext einer Druckerei und wie berücksichtigt ihr dabei alle Aspekte der Druckherstellung?

Stell dir vor, du kaufst einen Tesla und lädst ihn mit Kohlestrom. Damit machst du dein ganzes Engagement für eine nachhaltige Mobilität unglaubwürdig, oder? Nun stell‘ dir eine Druckerei vor, die dir eine Broschüre auf Recyclingpapier druckt, aber Farben einsetzt, die sich später im Recyclingprozess nicht entfernen (deinken) lassen. Damit wird der perfekt funktionierenden Papierkreislauf unterbrochen. Oder einen Druckdienstleister, der groß mit klimaneutralen Druckprodukten wirbt, in seiner Produktion aber Graustrom einsetzt. In letzter Konsequenz ist das Greenwashing.

Mit unserem ganzheitlichen Ansatz gehen wir einen anderen Weg und betrachten alle Aspekte der Druckherstellung. Angefangen beim Papier über Farben, Lacke, Druckchemie, Klebstoffe bis hin zum Einsatz erneuerbarer Energien. Dadurch konnten wir unseren gesamten Produktionsprozess konsequent auf eine nachhaltige Produktion umstellen. Wir drucken also standardmäßig grün. Die entsprechenden Zertifizierungen sorgen für Transparenz und Glaubwürdigkeit gegenüber unseren Stakeholdern.

Damit leisten wir gemeinsam mit einer Handvoll weiterer Überzeugungstäter seit Jahren Pionierarbeit und gestalten die nachhaltige Transformation unserer Branche aktiv mit. Denn wir sind überzeugt: Die Zukunft von Print ist grün.

Häufig hört man, dass Printprodukte zeitnah aussterben. Was ist deine persönliche Meinung dazu und warum hältst du Printprodukte für essenziell für die Gesellschaft?

Es wird zukünftig sicherlich weniger gedruckt, dafür aber individueller und hochwertiger. Darüber haben wir ja bereits gesprochen. Dass Print insgesamt ausstirbt, glaube ich nicht. Dagegen sprechen wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass Print multisensorisch wirkt und unsere Sinne ganz anders anspricht und berührt als digitale Medien. Gedruckte Informationen werden nachweislich auch als wertiger und glaubwürdiger angesehen. Ein gutes Buch oder ein toller Fotoband begleitet uns oft durchs ganze Leben. Ihre Flecken, Macken und Gerüche wecken sofort Erinnerungen an Erlebnisse und Gefühle. Und sie sind essentiell für unsere Gesellschaft, weil sie seit Jahrhunderten Teil unserer Kultur sind und das sicherlich auch noch lange bleiben werden.

Vielen Dank für das Interview, Roland!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an oerding print stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

 

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