Grüne Wirtschaft

Die Delinat-Methode: Biodiversität, Wein-Abo und nachhaltige Produktion

INTERVIEW | Nach der Delinat-Methode produzieren europaweit an die 100 Winzer feinsten Bio-Wein. Kunden profitieren vom Wein-Abo, bei dem sie regelmäßig neue Weine probieren können. Gründer und Geschäftsleiter Karl Schefer erklärt im Interview mit LifeVERDE, worauf es bei der biologoschen Weinproduktion ankommt.

INTERVIEW | Nach der Delinat-Methode produzieren europaweit an die 100 Winzer feinsten Bio-Wein. Kunden profitieren vom Wein-Abo, bei dem sie regelmäßig neue Weine probieren können. Gründer und Geschäftsleiter Karl Schefer erklärt im Interview mit LifeVERDE, worauf es bei der biologoschen Weinproduktion ankommt.

21.06.2017

LifeVERDE: Wo wird der Bio-Wein, den Sie verkaufen produziert und wo kommen die Trauben her, die dafür verarbeitet werden? Können Sie den gesamten Produktionsprozess nachverfolgen?
 

Karl Schefer: Es gibt quer durch Europa rund hundert Winzer, die nach der Delinat-Methode arbeiten. Die Trauben produzieren und verarbeiten sie selbst. Der Produktionsprozess ist bei jedem Wein detailliert in 140 Punkten dokumentiert, die Resultate sind auf der Delinat-Homepage öffentlich sichtbar. Diese Transparenz ist einmalig im Weinhandel.

Welche Wein-Sorten können Sie Ihren Kunden anbieten?

Delinat-Weine gibt es aus allen wichtigen Weinbauregionen Europas. Insgesamt sind es gut 200 Sorten, etwa 60% davon sind Rotweine, 20% Weissweine. Rosé und Schäumer runden das Sortiment ab. Aus ökologischen Gründen verzichten wir auf Weine aus Übersee.

Wie sieht ihr Rotwein-Abo konkret aus? Und was bewirkt es für den biologischen Weinbau?

Bereits 1987 entstand das Rotwein-Abo. Der Name "DegustierService" weist auf die Idee hin, Weine zur Verkostung anzubieten. Da Delinat-Weine im Keller kaum behandelt werden, behalten sie eine starke Prägung der Wettereinflüsse des Jahrgangs. Die Individualität von Jahr zu Jahr ist daher groß und auch wenn man eine Weinsorte kennt, sollte man den neuen Jahrgang probieren, bevor man davon bestellt. Das Abo war aus dieser Idee entstanden. Inzwischen läuft es 30 Jahre lang sehr erfolgreich. Die meisten Kunden nutzen das Abo heute allerdings zur Grundversorgung. Es gibt keinen bequemeren Weg, neue Weine kennen zu lernen und sicher zu sein, dass jede einzelne Flasche den hohen Delinat-Normen entspricht. Dem Bio-Weinbau hat das Abo enorm geholfen, denn es ermöglichte eine große Planungssicherheit für die Produzenten. Der Einstieg in die Delinat-Methode bedeutet für Biowinzer zunächst beträchtliche Investitionen, vor allem in die Biodiversität. Ohne den sicheren Absatz via Wein-Abo wären die Winzer weniger bereit dazu. Beim Rotwein-Abo bekommen Kunden vier Pakete pro Jahr mit je drei Flaschen verschiedener Weine und ausführlicher Dokumentation dazu. Beim Weisswein sind es drei Pakete jährlich, beim Rosé zwei und bei den exklusiven Rotweinen drei. Neu ist das Premium-Abo mit den rarsten und wertvollsten Tropfen, die auch mal bis zu 40 Euro pro Flasche kosten können. Davon gibt's zwei Pakete pro Jahr.

Welche Bio-Weine sind bei Ihren Kunden besonders beliebt und wieso? Welches Feedback erhalten Sie?

Es gibt einige sehr beliebte Delinat-Weine, die schon seit vielen Jahren zu den Bestsellern gehören. Zum Beispiel der Rotwein "Château Coulon" aus dem Corbières, der Riesling "Terra Rossa" aus Rheinhessen oder die Edelsorte "Reserva Martí" aus Penedès (Spanien). Während man beim Wein-Abo immer Neues entdecken kann, bieten diese bewährten Sorten Gewissheit, den eigenen Geschmack zu treffen. Auch das Preis-Genussverhältnis ist bei diesen Bestsellern hervorragend und sie werden in der Regel von den Kundinnen und Kunden sehr hoch bewertet.

Sie bieten zudem Weinkurse und Weinreisen an? Was darf man dort erwarten?

Die Weinkurse kombinieren solides Weinwissen mit Sensorik-Training. Ausserdem lernen die Teilnehmer die Grundsätze der Delinat-Methode kennen. Die Weinreisen führen direkt in die blühenden Delinat-Weinberge. Dort kann der Artenreichtum bestaunt werden und der Winzer erklärt die Arbeiten in Weinberg und Keller. Besucher von Delinat-Weingütern bleiben in der Regel sehr treue Kunden, denn die Unterschiede zu "normalem" Bioweinbau und gar zu konventionellem Weinbau sind frappant.

Wie setzen Sie sich mit Ihrem Unternehmen außerdem für Nachhaltigkeit ein?

Wir produzieren mit unserer PV-Anlage jährlich 500'000 kWh Strom. Genug, um unsere Büros, das Lager, die Flotte von 4 Elektrolieferwagen und zwei Elektro-PWs zu betreiben. Die Transporte von den Winzern ins Zentrallager in Weil am Rhein werden im "gemischten Verkehr" durchgeführt, d.h. die Eisenbahn hat Priorität und übernimmt wenn immer möglich die längsten Strecken. LKWs fahren fast immer voll beladen. Unsere Transport-Ökobilanz ist im Vergleich zum klassischen Weinhandel deutlich besser. Nachhaltig sind auch unsere menschlichen Beziehungen: Die meisten Mitarbeiter und Winzer sind schon über 10 Jahre bei Delinat, es gibt nur sehr wenig Fluktuation. Der grösste Hebel aber liegt im Weinbau selbst: 3'500 Hektar werden nach der Delinat-Methode angebaut, in grosser Biodiversität. Das hat positive Effekte auf Artenschutz, Umweltschutz, Grundwasser, Luft usw. Delinat-Winzer müssen ab 2021 mindestens 30% der verbrauchten Energie selbst erzeugen, 3-Schnecken-Betriebe gar 100%.



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