Oft müssen Arbeitnehmer*innen täglich mit dem Auto zur Arbeit und zurück fahren – ob fehlende Zuganbindung, schlechtes Wetter oder Zeitersparnis, die Gründe sind vielfältig. Die Carpooling-Plattform RideBee möchte dieser Entwicklung entgegenwirken, indem sie dabei hilft, Fahrgemeinschaften mit anderen Pendler*innen zu gründen. So können auf lange Sicht große Mengen CO2 plus Spritkosten vermieden werden. Inwiefern das Angebot vor allem für Unternehmen interessant sein könnte und wie das Prinzip konkret funktioniert, erfährst du im Interview mit Geschäftsführer Fabian Seitz.
LifeVERDE: Fabian, was ist das Konzept hinter RideBee?
Fabian Seitz: Das tägliche Pendeln, also der Weg zur Arbeit und zurück nach Hause (der meist mit dem Auto zurückgelegt wird), ist für viele Menschen eine Qual.
Zusätzlich zu den persönlichen Problemen wie Zeitverlust, Kosten und Stress, kommen hohe gesellschaftliche Kosten aufgrund von Staus und Emissionen dazu.
Darauf sind bereits viele Unternehmen aufmerksam geworden und eine große Mehrheit der Unternehmen reagiert und denkt darüber nach, wie die Erreichbarkeit ihres Firmenstandortes verbessert werden könnte.
Eine einfache Lösung für das Problem ist Carpooling.
Also das Bilden von Fahrgemeinschaften mit Kolleg:innen auf dem täglichen Weg zur Arbeit. RideBee ermöglicht mit seiner Plattform für Fahrgemeinschaften eine einfache Art der Organisation des gemeinsamen Pendels zur Arbeit und zurück nach Hause.
Über die Software können Mitfahrgelegenheiten gefunden werden (sog. “Matching”). Zudem wird eine langfristige Planung der gemeinsamen Fahrten ermöglicht.
Die Gebühr für die Softwarenutzung wird dabei von den Unternehmen übernommen, welche die Software zur Nutzung, den Mitarbeitenden zur Verfügung stellen. Die Nutzer:innen haben die Möglichkeit entstandene Fahrtkosten mit den jeweiligen Mitfahrenden auszugleichen, RideBee nimmt dabei keine Gebühr. Somit ist die Nutzung für Privatpersonen vollständig kostenfrei.
Der Fokus liegt also von Grund auf in der Organisation von Kommunikation zwischen und dem Kostenausgleich unter bestehenden Fahrgemeinschaften. So entsteht auch langfristig ein Mehrwert für die Nutzer:innen.
In welcher Hinsicht unterscheidet sich RideBee von anderen Carpooling-Anbietern?
Carpooling-Anbieter wie beispielsweise blablacar richten ihr Angebot durch ein B2C-Modell direkt an die Nutzer:innen. Die Plattform steht somit überall und für jeden frei zur Verfügung. Die RideBee-Plattform verfolgt hingegen einen B2B-Ansatz, indem als Zielgruppe beispielsweise Unternehmen gesehen werden, welche den Service anschließend in einer geschlossenen Institution ihren Mitarbeitenden anbieten.
Des Weiteren planen die Anwendenden bei blablacar bevorzugt einmalige, lange Strecken. Hingegen richtet sich unser Angebot auf täglich wiederkehrende Pendelrouten mit eher kürzeren Strecken.
Die Gründer von RideBee (Bild: RideBee).
Der besondere Fokus von RideBee, die tägliche Organisation von etablierten Fahrgemeinschaften auf dem Pendelweg zu erleichtern, erweist sich als einzigartig. Herkömmliche Modelle haben größtenteils zur Folge, dass Nutzer:innen nach kurzer Zeit den Anreiz verlieren, die Plattform weiterhin zu verwenden. Dies ergibt sich aus den fortlaufenden Nutzungsgebühren und dem mangelnden Mehrwert, den eine reine "Matchingplattform" bietet. Sobald Nutzer:innen einen gewissen Pool an potentiellen Mobilitätspartner:innen gefunden haben, verlassen diese die Plattform wieder und die kritische Masse wird nicht erreicht.
Auf welche Weise leistet RideBee einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit?
Es ist hinlänglich bekannt, dass konventionell angetriebene Pkws einen elementaren Beitrag zur Klimaerwärmung durch den Ausstoß von CO2 beitragen. Durch die Bildung von Fahrgemeinschaften über die RideBee Plattform können Fahrten gebündelt werden und somit ein niedriger CO2-Ausstoß erzielt werden.
Berechnungsbeispiel CO2-Einsparung
Annahmen: Mitfahrer:in für einfache Strecke von 15 km, Umweg wird vernachlässigt, Mitfahrer:in würde alternativ Strecke mit Pkw (Benzin) zurücklegen, Mitfahrgelegenheit für 3 Tage die Woche (jeweils 2 Strecken), 50 Arbeitswochen pro Jahr
Einsparung Strecke: 15 km * 280 g CO2 / km = 4.200 g CO2
Einsparung Woche: 4.200 g CO2 * 6 = 25.200 g CO2 (25,2 kg CO2)
Einsparung Jahr: 25,2 kg CO2 * 50 = 1.260 kg CO2 (1,26 t CO2)
Vergleich: Pro Jahr bindet eine Buche ca. 12,5 kg CO2. Es müssten also ca. 100 Buchen im Jahr gepflanzt werden, um diese jährliche Einsparung durch eine Fahrgemeinschaft mit Bäumen kompensieren zu können (Quelle: co2online.de).
Nutzer:innen haben die Möglichkeit ihre persönliche Einsparbilanz über die App in ihrem Profil einzusehen. B2B-Partner:innen von RideBee können jederzeit über das Admin-Portal eine aggregierte Übersicht zur aktuellen Einsparung der Institution einsehen und die entsprechenden Daten exportieren.
Wie sind Fahrgemeinschaften in Zeiten einer Pandemie überhaupt zu realisieren?
Wir verstehen die Sorge in der aktuellen Lage, besonders in Bezug auf das Bilden von Fahrgemeinschaften. Kurz gesagt finden generell die Bestimmungen Anwendung, die auch sonst in den jeweiligen Bundesländern im Alltag gelten.
Darüber hinaus haben wir proaktiv in unsere Applikationen eine COVID19 Selbstauskunft integriert um die Sicherheit beim Bilden von Fahrgemeinschaften zu erhöhen und der Verbreitung des Virus vorzubeugen. Im Profil befindet sich für alle Nutzer:innen ein Menü, welches verwendet werden kann um den eigenen Gesundheitsstatus zu spezifizieren. Ist ein Nutzer/eine Nutzerin geimpft oder genesen wird diese Information ebenfalls anderen Nutzer:innen entsprechend angezeigt. Grundlage für diese Funktion sind die Bestimmungen der Bundesregierung (siehe: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/informationen-zum-coronavirus-1734932).
Darüber hinaus haben wir Regeln / Anforderungen für private Fahrgemeinschaften festgelegt:
1. Fahrgemeinschaften sind nicht gestattet, wenn innerhalb der letzten 2 Wochen Kontakt mit einem von Covid19 Erkrankten bestand.
2. Teilnehmer:innen der Fahrgemeinschaft zeigen keine Symptome von Covid19.
3. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist für Fahrer:innen und Mitfahrer:innen verpflichtend.
4. Für Fahrgemeinschaften von mehr als zwei Personen aus fremden Haushalten gelten die lokalen Versammlungs- und Aufenthaltsbeschränkungen. Die Anzahl der Personen je Fahrzeug ist so zu begrenzen, dass nicht gegen die geltenden Regelungen zur Ansammlung von Gruppen im öffentlichen Raum verstoßen wird.
5. Fahrer:innen und Mitfahrer:innen sollten persönliche Daten (Name, Handynummer, KFZ- Kennzeichen - mit Zeit und Datum) austauschen.
Auch wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir mit unserer Plattform in der Pandemie unterstützen können und haben uns die RidetoRecovery-Kampagne einfallen lassen. Hier geht es speziell darum, unseren Service kostenfrei für Krankenhäuser anzubieten, sodass die Mitarbeiter:innen große Menschenansammlungen, wie beispielsweise im ÖPNV vermeiden können und sicher zur Arbeit und zurück kommen. Hier konnten wir bereits die Asklepios-Kliniken als Partner gewinnen.
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie sind Fahrgemeinschaften zu verwirklichen (Bild: RideBee).
Welche Funktionen machen die RideBee-App besonders?
Die native RideBee-Smartphone-App sowie die Web-App bieten den Nutzenden durch die zentrale Kalenderansicht eine optimale Übersicht ihrer angebotenen Fahrten und ihrer Fahrtsuche. Es kann auf den ersten Blick eingesehen werden, ob für eine Fahrt bereits eine fahrende oder mitfahrende Person gefunden wurde. Basierend auf einer sogenannten Kalenderintegration können Nutzer:innen Informationen zu ihren Fahrten auch in externen Kalenderanwendungen wie Microsoft Outlook, Google Calendar, Apple Calendar und vielen anderen sehen und dadurch mit ihren beruflichen und privaten Terminen vereinbaren.
Eine weitere nützliche Funktion ist die Option, innerhalb einer Fahrterstellung als Fahrer:in neben den flexiblen Routen (Abholung Mitfahrer:in an der Haustüre), eine festgelegte Route zu hinterlegen und so nur bestimmte Haltestellenstandorte abzufahren, die potentielle Mitfahrer:innen dann anfragen um dort zuzusteigen. Hier gibt es zudem die Möglichkeit eine direkte Einbuchung optional zu erlauben (als Fahrer:in) und so den Buchungsprozess etwas aufzuweichen.
Eine dedizierte Chatfunktion ermöglicht im Anschluss an das “Matching” eines Fahrenden mit dem Mitfahrenden einen persönlichen Austausch zur bevorstehenden Fahrt. So können Details abgestimmt oder genauere Nachfragen gestellt werden.
Die integrierte digitale Bezahlfunktion ermöglicht es den Nutzer:innen einen Kostenausgleich in Höhe der entstandenen Betriebskosten direkt über die App abzuwickeln.
Zuletzt ist noch die Gamification & Statistik-Funktion zu erwähnen. Nutzer:innen auf RideBee können über ihr Profil stets eine aktuelle Visualisierung ihrer Statistiken einsehen. Diese beinhaltet unter anderem gefahrene Kilometer, eingespartes CO2 und beispielsweise die Anzahl getroffener Personen.
Um die Nutzung spielerisch weiter anzureizen, gibt es basierend auf den Statistiken eine Gamification-Komponenten, die sich auf ein Levelsystem stützt.
Wie funktioniert das digitale Bezahlsystem von RideBee?
Wie bereits erwähnt, bietet RideBee seinen Nutzer:innen die Möglichkeit, entstandene Fahrtbetriebskosten direkt über die App automatisch auszugleichen. Dafür arbeiten wir mit dem Zahlungsdienstleister MANGOPAY zusammen. Um Missbrauch oder Gewinnabsichten auszuschließen, kann hier jedoch nur der von RideBee vorgeschlagenen Fahrpreis in Höhe der entstandenen Betriebskosten berechnet werden. RideBee nimmt keine Provision von diesem Vorschlag, da die Nutzung der Plattform für alle Nutzer:innen kostenlos ist. Lediglich die Bearbeitung von Einzahlungen ist durch die rechtliche Prüfung an eine geringe flexible 1,8% sowie eine feste 0,18€ Gebühr geknüpft.
Um die digitale Zahlung nutzen zu können, wird für alle Nutzer:innen ein virtuelles Konto in der App angelegt von dem die Zahlungen an andere Nutzer:innen gesendet oder von anderen Nutzer:innen empfangen werden können. Dieses Konto kann mit einer Kreditkarte aufgeladen werden und das Guthaben an ein Bankkonto ausgezahlt werden.
Der Kostenvoranschlag berechnet sich aus zwei Komponenten:
1. Dem gefahrenen Umweg des Fahrenden um den Mitfahrenden einzusammeln oder abzusetzen:
Für jeden Kilometer Umweg im Vergleich zur direkten Strecke des Fahrenden erhöht sich der Preis um 40 Cent. Auf einer von der fahrenden Person festgelegten Route liegt dieser Anteil bei 0€.
2. Der mitgefahrenen gemeinsame Strecke:
Für jeden Kilometer den ein Passagier/eine Passagierin bei einem Fahrenden mitfährt, steigt der Preis um 10 Cent.
Hinweis: Der Preis wird auch in größeren Fahrgemeinschaften individuell für jeden Mitfahrenden berechnet, um jedem einen fairen Preis zu garantieren.
Habt ihr weitere Innovationen geplant, auf die wir uns in Zukunft freuen können?
Als Anbieter von smarten Ridesharing-Lösungen, konnten wir unsere Fahrgemeinschaftsplattform um einen weiteren Anwendungsfall erweitern. Um das Mobilitätsangebot für Mitarbeitende zu ergänzen, wird RideBee seine bestehenden Datenerkenntnisse über optimale Routen nutzen und künftig die digitale Integration von Firmenbussen (auch als Full-Service- Lösung erhältlich) auf der Plattform anbieten. So kann eine bis zu zweistellige Anzahl an Beschäftigten in nur einem Vehikel gemeinsam zur Arbeit anreisen und eine große Anzahl an Fahrzeugen eingespart werden.
Vielen Dank für das Interview, liebe Lukas!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an RideBee stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
_________________________
Das könnte dich auch interessieren: 9 Wallbox-Anbieter für dein smartes Zuhause
Folge uns auf Instagram, um keine nachhaltige Alternative mehr zu verpassen: LifeVERDE
Kommentar erstellen
