Grüne Wirtschaft

Blick in die Zukunft: mehr Nachhaltigkeit in der Schmuckbranche

INTERVIEW | Bei der nachhaltigen Herstellung von Schmuck spielen Fairness und Nachverfolgbarkeit eine wichtige Rolle. Hier erfährst du mehr dazu.

INTERVIEW | Bei der nachhaltigen Herstellung von Schmuck spielen Fairness und Nachverfolgbarkeit eine wichtige Rolle. Hier erfährst du mehr dazu.

17.12.2021 | Ein Interview geführt von Deborah Iber | Bild: Dear Darling Berlin

Schmuck hat ähnlich wie Kleidung oftmals eine undurchschaubare und global verteilte Lieferkette, bei der ökologische und soziale Nachhaltigkeit eine untergeordnete bzw. gar keine Rolle spielt. Um die Schmuckwelt in eine nachhaltigere Richtung zu lenken, sind Fairness und Nachverfolgbarkeit der Materialien und Arbeitsschritte das A und O. Darauf basiert auch das Schmucklabel DEAR DARLING BERLIN, unter dem Gründerin Lisa fair und umweltfreundlich produzierten Schmuck anbietet. Außerdem setzt sie sich für Frauen in der Wirtschaftswelt ein.

Im Interview erklärt Lisa, was die Probleme beim herkömmlichen Schmuckabbau und bei der Schmuckherstellung sind, was sie bei ihrem Unternehmen anders macht und welche Materialien verwendet werden. Darüber hinaus erfährst du, wie sich Lisa für female Empowerment einsetzt.

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LifeVERDE: Lisa, du hast Dear Darling mit der Intention gegründet, die Schmuckwelt nachhaltiger zu gestalten und Frauen in der Business Welt mehr Raum zu geben – wie kamst du zu diesen Themen?

Meine Leidenschaft für hochwertigen Schmuck begleitet mich eigentlich schon seit meiner Kindheit. Ich wollte auch schon immer Unternehmerin sein und etwas Eigenes erschaffen – und so habe ich Anfang 2020 dann DEAR DARLING BERLIN gegründet.

Ich hatte festgestellt, dass die Schmuckbranche oft von Gegensätzen dominiert wird: günstiger Saisonschmuck oder hochpreisiger Luxus. Nachhaltige Produkte entsprachen oft nicht meinem Sinn für ästhetisches, klassisches Design oder waren schlichtweg viel zu teuer. Ich bin davon überzeugt, dass man Nachhaltigkeit, Qualität und zeitloses Design kombinieren kann. Genau das möchte ich mit DEAR DARLING BERLIN beweisen. Schönes sollte meiner Meinung nach nicht nur von außen glänzen.


Lisa Zaiser, Gründerin von Dear Darling Berlin (Bild: Dear Darling Berlin).

Die Herstellung von herkömmlichem Modeschmuck bringt über die Lieferkette hinweg mehrere Probleme mit sich. Welche sind das?

Die Herausforderungen starten meistens schon beim Rohstoff: in vielen Fällen wird Material verwendet, dessen Herkunft nicht genau nachverfolgt werden kann oder das womöglich unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen für Mensch und Umwelt abgebaut wurde. Für den Abbau von Gold, Silber & Co. in den Minen werden beispielsweise Quecksilber und weitere giftige Chemikalien verwendet. Auch Landraub, Kinderarbeit und Gewalt sind leider keine Seltenheit in diesem Bereich – daher ist es wichtig, eine gute Nachverfolgbarkeit von Materialien sicherzustellen. 

Auch bei der Fertigung des Schmucks geht es um Nachverfolgbarkeit, aber auch um Arbeitssicherheit und faire Entlohnung. Wo wird produziert, wer fertigt unter welchen Bedingungen meinen Schmuck? Viele Unternehmen produzieren ‘anonym’ im fernen Ausland, was die Lieferkette natürlich länger macht als beispielsweise eine europäische Produktion. Das wiederum erschwert auch die Kontrolle der Qualität und Arbeitssicherheit vor Ort und löst zusätzlich höhere CO2-Emissionen aus. 

Ich denke, wenn es um Nachhaltigkeit geht, geht es auch um Langlebigkeit. Und die ist bei herkömmlichem Modeschmuck nicht immer gegeben. Je länger ich ein Schmuckstück tragen kann, umso nachhaltiger ist es auch.

Du hast bereits Gold und Silber erwähnt. Welche Materialien werden bei konventionellem Schmuck weiterhin meist verwendet und was sind die Schwierigkeiten bei der Rohstoffbeschaffung und Qualität?

Das ist ganz unterschiedlich - und auch gut so! Denn das Schöne an Schmuck ist ja die Vielfalt an Designs und Materialien, die man verwenden und kombinieren kann. Allerdings geht es wie auch z.B. in der Fashion-Branche und wie oben erwähnt um Nachverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit. Konventioneller Modeschmuck wird oft ‘in Masse’ gefertigt, mit günstigen Materialien wie Kupfer oder Edelstahl. Diese Massenfertigung ist natürlich nicht nachhaltig, denn sie projiziert das Gefühl, dass Produkte keinen echten “Wert” haben und man sie wie Wegwerfartikel behandeln kann. Am Ende sind alle Ressourcen aber kostbar – und deswegen sollten wir sie schätzen und sorgsam damit umgehen.

Dear Darling setzt dagegen auf hochwertige und recycelte Materialien. Welche sind das und woher bezieht ihr sie unter nachhaltigen Bedingungen?

Unser Schmuck wird lokal gefertigt in Deutschland und Italien – von ​​frauengeführten Meister-Goldschmieden, kleinen Familienbetrieben und langjährigen Schmuckexpert*innen, mit denen wir sehr vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Für unsere zeitlosen Designs verwenden wir recyceltes Gold und recyceltes Silber, welches aus lokalen Scheideanstalten kommt. Das sind quasi “Recyclingbetriebe”, die alte Materialien aus Industrie und privaten Haushalten annehmen und aufbereiten. Diese aufbereiteten Rohstoffe werden dann für unsere Produktion verwendet – aus Alt mach Neu. Wir sagen gern, dass unser Schmuck eine Geschichte erzählt, denn er war ja irgendwann mal etwas Anderes.

Wichtig hierbei ist noch zu erwähnen, dass recyceltes Gold und Silber dieselbe Qualität haben wie konventionelles Gold und Silber. Durch die Verwendung bestehender Rohstoffe ist diese Art der Aufarbeitung aber viel umweltfreundlicher und unterstützt ein in sich geschlossenes Kreislaufsystem, statt neue Ressourcen abzubauen und womöglich schlechte Bedingungen für Mensch und Umwelt beim Neu-Abbau zu fördern.


Für die Schmuckstücke wird recyceltes Gold und Silber verwendet (Bilder: Dear Darling Berlin).

Die Dear Darling Schmuckstücke werden bei RJC-zertifizierten Herstellern in Deutschland und Italien gefertigt. Was sagt die Zertifizierung aus?

Wir arbeiten mit Herstellern zusammen, die durch den Responsible Jewellery Council (RJC) zertifiziert sind. Der RJC ist ein internationaler Zusammenschluss von Unternehmen aus der Schmuck- und Uhrenbranche und soll durch einheitliche Standards mehr Nachhaltigkeit, Transparenz und Sicherheit in der Schmuckindustrie etablieren.

Der RJC und seine Mitglieder verpflichten sich, in der Schmuckindustrie – von der Mine bis zum Einzelhändler – verantwortungsvolle ethische, menschenrechtliche, soziale und umweltschonende Arbeitsweisen auf transparente und nachvollziehbare Art zu stärken und so mehr Vertrauen für alle Beteiligten zu schaffen.

Bei Dear Darling gibt es Ohrringe, Armbänder und Ketten. Was zeichnet euer Design und die Qualität des Schmucks aus?

Dear Darling Berlin steht für nachhaltig und verantwortungsvoll gefertigte Fine Jewelry. Wir transportieren mit unseren Designs eine moderne, junge Eleganz und zeigen, dass sich Nachhaltigkeit und Stil miteinander verbinden lassen. Unsere Schmuckstücke sind minimalistisch und zeitlos und passen einfach zu jedem Anlass: Egal ob beim Dinner mit Freund*innen, als Gast auf einer Hochzeit, im Büro oder auch nur für Zuhause. Mit einem Fine Jewelry Piece von uns soll sich einfach jede*r wohlfühlen und bestärkt werden durch ein besonderes, glanzvolles Accessoire.

Wir legen großen Wert darauf, langlebige Produkte zu entwerfen. So nutzen wir hochwertiges, recyceltes 925 Sterling Silber, dicke 18K Vergoldungen und achten auch beim Packaging darauf, dass es weiterverwendet werden kann. Unser Schmuck wird z.B. in einem kleinen, feinen Mikrofaserbeutel verpackt, den man danach perfekt für unterwegs zum Reisen oder Aufbewahren nutzen kann.

Wie nachhaltig schätzt du eure Lieferkette bezüglich ökologischer und sozialer Belange ein und was möchtet ihr noch optimieren?

Jede Entscheidung, die ich für mein Unternehmen treffe, treffe ich mit Sorgfalt und im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein, immer nach bestem Wissen. Eine lokale Produktion und die Verwendung recycelter Materialien beispielsweise war mir immer wichtig und ich bin davon überzeugt, dass wir hier bereits mit gutem Beispiel vorangehen. Selbstverständlich gibt es aber auch manchmal Kompromisse, die man eingehen muss – besonders als kleines Unternehmen, das nicht in riesigen Mengen produzieren kann und eigenfinanziert arbeitet (ohne Investoren & Co.)

Ich würde zum Beispiel unsere Versandkartons gerne durch eine noch nachhaltigere Alternative ersetzen, z. B. Graspapier. Auch unsere Schmuckbeutel würde ich gerne näher bei uns produzieren lassen, habe jedoch dafür noch keine passenden Materialien vor Ort gefunden.


Nachhaltigkeit und Transparenz sind Lisa bei der Schmuckherstellung extrem wichtig (Bild: Dear Darling Berlin).

Zum Schluss nochmal zum Thema Frauen in der Business-Welt: Wie setzt du dich mit Dear Darling für Female Empowerment ein?

Die Stärkung und vor allem auch Sichtbarkeit von Frauen liegt mir sehr am Herzen. Erst, als ich selbst gegründet habe und mich mehr mit dem Thema Empowerment beschäftigt habe, ist mir so wirklich bewusstgeworden, wie viel Arbeit es erfordert, Kontinuität und auch Herz. Für mich persönlich war es daher selbstverständlich, dass DEAR DARLING BERLIN nie einfach ‘nur’ ein schönes Schmucklabel sein sollte. Ich möchte mit meinem Unternehmen auch eine Plattform und Inspirationsquelle für andere Frauen und Gründerinnen schaffen.

Deswegen haben wir zum Beispiel Ende 2020 die “Female Founder Stories” ins Leben gerufen – ein Blog auf unserem Online-Shop, auf dem jeden Monat eine Gründerin, ihr Business, ihre Geschichte und ihre Vision vorgestellt wird. Das Format bietet zum einen Sichtbarkeit für andere Female Founded Brands, aber auch ehrliche Einblicke in den Gründungsalltag und die Herausforderungen und Chancen der Selbstständigkeit. Gemeinsam kann man besser wachsen und lernen!

Darüber hinaus engagieren wir uns auch durch Aktionen, wie z.B. die Teilnahme an einer EQUAL PAY DAY Kampagne von UND GRETEL und vielen weiteren Brands, in der wir gemeinsam auf das Thema Pay Gap aufmerksam gemacht haben und für den guten Zweck Spenden gesammelt haben. Auch haben wir uns im Oktober 2021 mit anderen Female Founded Brands zusammengetan, um mehr Aufmerksamkeit für das Thema Brustkrebs zu kreieren. Gemeinsam konnten wir auch hier Spenden sammeln für den Verein PINK RIBBON und hoffen, mehr Menschen zu erreichen und zu sensibilisieren.

Vielen Dank für das Interview, liebe Lisa!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Dear Darling Berlin stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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