Grüne Wirtschaft

Blattleder von BELEAF als vegane und nachhaltige Lederalternative

INTERVIEW | Hochwertige Geldbeutel und Taschen müssen nicht aus Tierleder sein. Diese Accessoires gibt es auch in einer nachhaltigen, veganen Variante – BELEAF stellt diese zum Beispiel aus Blattleder her.

INTERVIEW | Hochwertige Geldbeutel und Taschen müssen nicht aus Tierleder sein. Diese Accessoires gibt es auch in einer nachhaltigen, veganen Variante – BELEAF stellt diese zum Beispiel aus Blattleder her.

16.07.2020 | Ein Interview geführt von Deborah Iber | Bilder: Beleaf


Um Leder herzustellen, werden meist schreckliche Produktionsschritte durchlaufen, bei denen Tiere unter grausamen Umständen geschlachtet und gehäutet werden. Dagegen setzt BELEAF sich ein: Vor vier Jahren haben die Beleaf-Gründer eine Lederalternative entwickelt, bei denen kein einziges Tier zu Schaden kommt - Leder aus Teak-Blättern. Das vegane Blattleder ist robust und zeichnet sich durch sein charakteristisches, naürliches Erscheinungsbild aus.

Konstantin Brehm, Marketingleiter von Beleaf, berichtet im Interview über den Herstellungsprozess der Beleaf-Geldbeutel und gibt interessante Infos über ihr Blattleder und herkömmliches Leder.

 

LifeVERDE: Konstantin, bitte stelle uns BELEAF einmal kurz vor.

KONSTANTIN BREHM: Moin Moin! Wir von BELEAF möchten unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft leisten, indem wir Blattleder als eine innovative Lederalternative etablieren.

Durch den Einsatz von Blattleder ersetzen wir das Tier und die damit verbundenen Schritte in der Lederproduktionskette und gehen so zentrale Herausforderungen im Zusammenhang mit der industriellen Tierhaltung an. Unsere Produktfamilie nennt sich die LEAF-Kollektion und bringt perfekt die hochwertigen Eigenschaften unseres Blattleders zur Geltung.

Aus welcher Motivation heraus entstand die Idee, Produkte aus Teak-Blättern herzustellen?

Im Jahr 2016 hat unser Gründerteam Zeit im asiatischen Raum verbracht und konnte sich so näher mit der lokalen Kultur vertraut machen. Hierbei sind sie auf etwas gestoßen, was sich im Nachhinein als die Grundlage für unser innovatives BELEAF-Blattleder herausstellen sollte: Produkte wie Dachziegel, Sitzbezüge oder Teller – hergestellt aus echten Blättern!

Voller Begeisterung von der Vorstellung, dass Laubblätter zu einem veganen, robusten und federleichten Material gepresst werden können, begannen wir mit dem Design und den ersten Prototypen unseres ersten LEAFs (SLIM LEAF) und kamen schnell zu der Erkenntnis, dass Bäume unsere Superhelden im Kampf für Natur- und Umweltschutz sind! Denn die Laubblätter haben nicht nur das Zeug uns zu einer besseren Gesellschaft zu machen, wir sollten den Fokus noch viel stärker auf die Superkräfte unserer Wälder legen:

  1. Die Lungen unseres Planeten:

Bäume nehmen im Zuge der Photosynthese Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf und spalten das CO2 in Kohlenstoff (C) und Sauerstoff (O) auf. Die Entnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre wird als zentrale Maßnahme zur Bekämpfung des Klimawandels eingestuft. Der von den Bäumen abgegebene Sauerstoff bildet die Lebensgrundlage für uns Lebewesen. Ein Baum produziert, abhängig von Art, Lichtintensität, Bodenbeschaffenheit oder Alter bis zu 50.000 m³ Sauerstoff täglich – dies ist ausreichend Sauerstoff für ca. 50 Menschen.

  1. Die Triebwerke unseres Ökosystems:

Bäume bieten Tieren einen Lebensraum, Nahrung und Schutz. Zudem prägen Bäume Landschaften. Sie fördern Regenfall, speichern Wasser, bieten Schatten, festigen Böden und versorgen diese mit Nährstoffen. Zeitgleich filetieren Bäume Schadstoffe wie Feinstaub, Sporen oder Bakterien aus der Atmosphäre und reinigen das Grundwasser.

  1. Die Versicherung unserer Existenz:

Durch die Zufuhr wichtiger Nährstoffe und Wasser machen Bäume Böden fruchtbar und beflügeln so die lokale Landwirtschaft oder machen diese überhaupt erst wieder möglich. Eine stabile Landwirtschaft ist oftmals die Existenzgrundlage für eine Region und fördert die Wirtschaft. Zudem schaffen Baumpflanzprojekte ebenfalls Arbeitsplätze.
 

Was ist das Besondere an Eurem Blattleder?

Blattleder ist robust, langlebig, wasserabweisend und sieht immer gut aus. In den ersten Wochen ist das Material noch etwas steif, wird mit der Zeit jedoch schön geschmeidig. Auch arbeitet sich mit der Zeit die Blattstruktur immer weiter raus, sodass man das Blatt wahrlich fühlen kann.

Wie oben schon erwähnt, bilden abgeworfene Teak-Blätter die Basis unseres innovativen Blattleders. Natürlich ist unser Blattleder mehr als nur vernähte Teak-Blätter: Es ist eine Schichtung aus Teak-Blättern als Hauptkomponente, Zellstoff als dünnes Trägermaterial und einer hauchdünnen Kunstwachsschicht als Versiegelung.

Welche Rolle spielt bei Euch das Thema Nachhaltigkeit und wie spiegelt es sich in Eurem Unternehmen und den Produkten wider? 

Unsere gesamte Unternehmensphilosophie und -ethik dreht sich um nachhaltige Faktoren.

Zuerst wäre unsere Partnerschaft mit Trees for the Future zu erwähnen: Mit jeder Bestellung spenden wir an die Organisation ‘Trees for the Future’, welche sich zur Mission gemacht hat, die Lebensstandards in bedürftigen Dörfern durch regenerative Landwirtschaft positiv und nachhaltig zu verändern. Dies erreicht ‘Trees for the Future’, indem sie die Lebensgrundlagen in wirtschaftsschwachen Regionen durch die Wiederbelebung unfruchtbarer Flächen im Rahmen eines fünfjährigen ‘Forest Garden Program’s’ verbessert. Das ‘Forest Garden Program’ ist ein reproduzierbarer und skalierbarer Förderungsansatz mit nachweislichem Erfolg. Monatlich spenden wir die entsprechende Summe und erhalten eine detaillierte Auswertung unserer Spenden inkl. Zertifizierungen. So einfach, so effektiv!

Darüber hinaus würde ich noch gerne auf den Punkt eingehen, den ich bereits oben in der Vorstellung von BELEAF erwähnt habe: Durch den Einsatz von Blattleder ersetzen wir das Tier und die damit verbundenen Produktionsschritte in der Lederproduktionskette und gehen so direkt zentrale Herausforderungen in Zusammenhang mit der industriellen Tierhaltung an:

  1. Für eine nachhaltige Gesellschaft: Rund 11 % der Weltbevölkerung hungern. Eine wesentliche Ursache hierfür ist der hohe Ressourceneinsatz in der Tierproduktion. Diese Ressourcen werden vielmals aus Entwicklungsländern entnommen und fehlen entsprechend vor Ort. Die produzierten tierischen Produkte werden anschließend wieder zu Dumpingpreisen in die Entwicklungsländer exportiert und schaden so der lokalen Wirtschaft und unserer Umwelt.
     
  2. Für die Bekämpfung des Klimawandels: Weltweit ist die industrielle Nutztierhaltung für etwa 14,5 % der durch Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Hierbei berücksichtigt man sowohl die Tierhaltung als auch die intensive Rodung von Wäldern für den Anbau von Futtermitteln. ​
     
  3. Für eine gesunde Umwelt: Um aus Tierhaut Leder herzustellen, muss diese gegerbt werden. In diesem Prozess kommen giftige und krebserregende Chemikalien zum Einsatz, welche oftmals ungefiltert in natürliche Gewässer geleitet werden. Zudem wird die Tierlederproduktion vielmals in Entwicklungsländer ausgelagert, wo die Arbeiter*innen in direkten Kontakt mit den gesundheitsschädlichen Substanzen kommen. ​
     
  4. Für den Tierschutz: Angefangen von überaus prekären Zuständen in der Haltung, dem anschließenden Transport zur Schlachtung und der Schlachtung selbst, wollen wir durch BELEAF aufzeigen, dass unsere hochwertige Lederalternative in der Lage ist, diese grausamen Produktionsschritte zu umgehen und dabei keine Einbußen in Qualität zu verzeichnen. Ganz nach dem Motto: "Get the animal out of the supply chain!" Weltweit werden auch noch heute Tiere ohne Betäubung geschlachtet und bei lebendigem Leibe gehäutet, um anschließend Leder herzustellen.
     

Vom Laub zum Geldbeutel – Erläutere bitte einmal den Produktionsprozess eines BELEAF Geldbeutels.

Der Produktionsprozess erfolgt in vier Schritten:

  1. Aufsammeln: Sobald der Teak-Baum seine Blätter abwirft, werden diese zeitnah aufgesammelt und in die Produktion gebracht.
  2. Einweichen: Dort angekommen, startet ein vom Papierrecycling inspirierter Prozess. Zu Beginn werden die Blätter in einem großen Wasserbecken aufgeweicht.
  3. Kolorieren: Während die Blätter einweichen, findet bereits die Färbung statt. Hierzu werden natürliche Mineralfarben im Wasser aufgeweicht und so vom Blatt aufgenommen.
  4. Verpressen: Anschließend werden die gefärbten Blätter abgeschöpft und gemeinsam mit Zellstoff unter Druck verpresst.


Welche aktuellen Entwicklungen findest Du im Bereich nachhaltige Lederalternativen besonders spannend?

Um ehrlich zu sein, bin ich insgesamt sehr fasziniert von dem Umdenken, welches sich momentan in unserer Gesellschaft widerspiegelt. Ich habe das Gefühl, dass Kunden, Unternehmen und Zulieferer beginnen, ihre Handlungen nach dem Konzept des Drei-Säulen-Modells (Triple Bottom Line) zu richten.

Was nachhaltige Lederalternativen angeht, bin ich gespannt zu sehen, wohin uns Kork und Papierleder führen werden.
 

Auf welche Produktneuheiten dürfen sich die BELEAF Kunden*innen in der nächsten Zeit freuen?

Wir stehen gerade erst am Anfang unserer Reise und dementsprechend können sich unsere BELEAFER*INNEN auf viele weitere LEAFs freuen. Unsere LEAF-Kollektion wird wachsen!

Es sind bereits weitere Varianten an Geldbeuteln, Taschen und andere kleine Highlights in Planung und werden im Laufe der Zeit in unserem Onlineshop präsentiert. Auch sind wir natürlich sehr an Eurer Meinung interessiert und sind immer gespannt, von tollen Produktwünschen zu hören und zu lesen!

 

Vielen Dank für das Interview, Konstantin!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an BELEAF stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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Lies auch: Nachhaltige Laptoptaschen und Rucksäcke fürs Notebook

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