Grüne Wirtschaft

Bio-Supermärkte in der Blütezeit

Bio-Supermärkte machen den Discountern in Deutschland Konkurrenz. Wir gehen der Blütezeit des Handels mit Bio-Lebensmitteln auf den Grund.  

Der Boom deutscher Bio-Läden
Designelement

Bio-Supermärkte machen den Discountern in Deutschland Konkurrenz. Wir gehen der Blütezeit des Handels mit Bio-Lebensmitteln auf den Grund.  

13.02.2020 I Ein Beitrag von Dorothea Meyer I Symbolbild: Pixabay

Das A und O über bio-Supermärkte

Denn’s (Dennree), Super Natur Markt (Alnatura), Bio Company und SuperMarktBio heißen die führenden deutschen Bio-Supermarktketten, die zusammengenommen über 450 Mal in Deutschland existieren. Die Geschäfte haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich auf den Verkauf von Bioprodukten zu spezialisieren und sehen auf den ersten Blick aus wie alle anderen herkömmlichen Supermärkte auch.

Nimmt man sich aber die Zeit genauer hinzuschauen, fällt auf, dass hier die Zeit langsamer zu laufen scheint. Die Kundschaft schlendert an den Regalen vorbei und verschafft sich in Ruhe einen Überblick über das Sortiment, die Verkäufer und Verkäuferinnen sind zuvorkommend und hilfsbereit und an den Kassen herrschen keine endlosen Warteschlangen. Zu finden sind die Läden mittlerweile in so ziemlich jeder größeren Stadt Deutschlands. 

In der Regel beziehen Bio-Supermärkte die ökologisch erzeugten Bio-Lebensmittel und Bedarfsgüter von einem Großhändler und besitzen eine Ladenfläche von mindestens 400 Quadratmetern. Die meisten Bio-Supermarktketten sind Mitglied des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN). Der BNN ist ein eingetragener Verein in Berlin, der sich für die Interessen der Hersteller von Bio-Lebensmitteln einsetzt. 

Der Handel mit Bio-Lebensmitteln – Ein Milliarden-Geschäft

Bio-Lebensmittel sind nicht nur in Deutschland, sondern weltweit gefragter als je zu vor. So ist der Gesamtumsatz mit Bio-Lebensmitteln vom Jahr 2000 auf 2017 um satte 74,1 Milliarden Euro gestiegen. Allein in Deutschland wurden 2018 fast elf Milliarden Euro mit Bio-Lebensmitteln umgesetzt während es im Jahr 2000 gerade zwei Milliarden Euro waren. Das zahlt sich auch für deutsche Bio-Bauern aus, die Ende 2017 bereits mehr als acht Prozent der gesamten Agrarfläche für sich und damit dem ökologischen Landbau gewinnen konnten.


Insbesondere der Lebensmittelhandel einschließlich Drogeriemärkten profitiert vom Handel mit den ökologischen Nahrungsmitteln, wobei Bio-Supermärkte im Vergleich zu herkömmlichen Supermarktketten und Discountern einen großen Marktanteil ausmachen. So beziehen laut einer Umfrage zu Einkaufsstätten für Bio-Lebensmittel in Deutschland, 52 Prozent der Befragten Bio-Lebensmittel aus Bio-Läden bzw. Naturkostläden und rund 43 Prozent aus Bio-Supermärkten, die damit nur ein Prozent unter den Drogeriemärkten liegen.

Damit sind Bio-Nahrungsmittel schon längst kein Nischenprodukt mehr, was mitunter an dem stetig wachsenden Angebot der Produkte in Supermärkten und Discountern liegt. Von dem Boom profitieren aber auch unsere Bio-Supermärkte wie folglich dargestellt.

Die Majors der Bio-Supermärkte

Dennree (denn’s) hält das Zepter in der Hand, was die Anzahl der Filialen der Branche betrifft. Die Dennree Gruppe, bestehend aus dem Bio-Großhändler Dennree und dem Einzelhandel denn‘s, hat ihren Sitz in Töpen im Hofer Land und beliefert in Deutschland als auch in Österreich über 1.400 Fachmärkte, darunter auch die eigenen denn’s Biomärkte. Die Bio-Supermarktkette ist in den sieben Regionen Hamburg/Hannover, Nordrhein-Westfalen, Rhein/Main/Neckar, Stuttgart, Südbayern, Töpen und Berlin zu Hause. Gut 200 Geschäfte der Bio-Supermarktkette beschäftigen deutschlandweit über 2.800 Arbeitnehmer*Innen und konnten im Geschäftsjahr 2019 ihre Umsätze um 9,5 Prozent von 98 Mio. Euro im Vorjahr auf 1.120 Mio. Euro steigern.

Die Alnatura Produktions- und Handels GmbH sitzt in Darmstedt und vertreibt unter dem Markennamen Alnatura schon seit 1984 nach ökologischen Richtlinien produzierte Nahrungsmittel, die nicht nur in den eigenen Filialen des Unternehmens selbst, sondern auch in ausgewählten Drogerie- und Einzelhandelsketten wie dm oder Edeka zu finden sind. Alnatura ist zwar Führender in der Anzahl seiner Beschäftigten, die mittlerweile bei 3.250 Arbeitnehmer*Innen liegen, hat aber mit 134 Läden an der Zahl noch deutlich weniger Filialen als beispielsweise denn’s. Trotzdem hat Alnatura sich kontinuierlich in Deutschland erweitern können und ist besonders häufig in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Hessen zu finden. Was den Umsatz betrifft, macht keine andere Bio-Supermarktkette Alnatura etwas vor. Mit einem Nettoumsatz von 901 Millionen Euro 2018/19 erreicht die Kette nahezu rekordverdächtige Zahlen und hat diese im Vergleich zu den Vorjahren 2009/10 mehr als verdoppeln können.

Die Bio Company ist ein Biosupermarkt-Filialist dessen Hauptsitz in Berlin liegt und unter anderem mit einem Sortiment von rund 8000 verschiedenen Artikeln auch in Hamburg und Dresden angesiedelt ist. Mit einem Nettoumsatz von 174 Millionen Euro bei einer Anzahl von 56 Filialen im Jahr 2019 steht das nachhaltige Unternehmen an dritter Stelle unseres kleinen Rankings. Auch hier sind deutliche Steigerungen im Vergleich zu den Vorjahren zu verzeichnen. Im Jahr 2010 betrug der Umsatz der Bio Company mit ehemaligen 19 Geschäften noch bei 49 Millionen Euro.

Zuletzt soll noch die SuperBioMarkt AG erwähnt werden, welche in Münster sitzt und deren Filialen ein Bio-Vollsortiment mit über 7.000 verschiedenen Produkten anbietet. Die Wurzeln des Unternehmens gehen zurück auf den kleinen Laden Makrohaus, welcher einer der ersten drei Bioläden Deutschlands im Jahr 1973 war. Auch die Bio-Supermarktkette erweiterte sich von 15 Filialen im Jahr 2010 auf 24 Filialen bis 2019 und hat in diesem Zeitraum auch seine Umsätze auf 57 Millionen Euro Netto nahezu verdoppeln können.  

Die steigenden Umsätze und Eröffnungen neuer Bio-Läden an nahezu jeder Ecke in den deutschen Großstädten sprechen für sich. Auf Bio-Lebensmittel zurückzugreifen wird in den Köpfen der Verbraucher*Innen zusehends beliebter. Hier folgen weitere Gründe für den Wachstumstrend der Bio-Märkte.

Die Gründe für den Boom der Bio-Läden

Es gibt zwei plausible Gründe dafür, dass die deutschen Bio-Supermärkte gerade einen Boom erleben. Auf der einen Seite hat sich das Angebot der geschmackvoll eingerichteten Verkausräume stark erweitert und das Klischee darüber, dass hier nur verschrumpelte Kartoffeln und Kräutertees zu kaufen sind, ist längst passé.

Früher waren die kleinen Geschäfte wenig attraktiv, sodass typische Verbraucher einen großen Bogen um sie machten. Heute hingegen, sind die Regale prall gefüllt mit einer Vielfalt an regionalen und saisonalen Bio-Produkten, die im normalen Supermarkt oder im Discounter zum Teil gar nicht erwerblich sind. Damit werden sie nicht nur dem üblichen Bedarf an Nahrungsmitteln in gehobener Qualität, sondern darüber hinaus auch den speziellen Wünschen der wachsenden Kundschaft gerecht. Insbesondere für Vegetarier, Veganer und all diejenigen, die sich für eine Ernährung ohne Fleisch- und Tierprodukte interessieren, sind Bio-Supermärkte das Paradies schlechthin. Hier ist nicht nur jedes Produkt, dass keine Tiererzeugnisse enthält deutlich als solches gekennzeichnet, sondern die Zahl der Alternativen an Fleischersatzprodukten, Pflanzenmilch oder -joghurt, veganen Süßigkeiten usw. übertreffen die der Super- und Drogeriemärkte um Längen. Damit kommt inzwischen so ziemlich alle Geschmäcker und Vorlieben deutscher Verbraucher*Innen im Bio-Supermarkt auf ihre Kosten.

Andererseits haben sich die Bedürfnisse der Kund*Innen in den vergangenen Jahren mit dem Aufkommen des Themas nachhaltig leben und handeln, stark verändert. Neben gesundheitlichen Motiven, greifen immer mehr Menschen auch aus Gründen zugunsten der Umwelt und des Klimas auf die streng kontrollierten Bio-Lebensmitteln der ökologischen Supermärkte zurück. Denn die Konsumierenden möchten sich sicher sein, dass die gekauften Produkte sowohl frei von chemischen Zusatzstoffen und Spritzmitteln als auch aus der Region sind und keine extrem langen Schiffs- und Flugreisen hinter sich gebracht haben. Auch die bessere Qualität der Produkte und eine artgerechte Haltung der Tiere aber auch das kompetente und freundliche Personal verleitet viele Deutsche dazu, ihre Einkäufe heutzutage hauptsächlich in den Bio-Supermärkten des Landes zu erledigen.

Auch wenn die Lebensmittel oftmals aufgrund ihrer hohen Qualitätseigenschaften teurer sind als die im Discounter, gehen auch immer mehr junge, alleinstehende Personen in Bio-Supermarkt einkaufen, die ein vergleichsweise geringeres Einkommen haben als zum Beispiel Familien. Das liegt daran, dass besonders die jungen Generationen Deutschlands, die aktuellen Ereignisse rund um den Klimawandel aktiv mitverfolgen und sich im Zuge dessen stärker Gedanken um einen nachhaltigen Lebensstil und ihre Ernährung machen. Für viele ist das Thema Nachhaltigkeit nicht mehr nur Trend, sondern fester Bestandteil ihres Lebens geworden und eng mit dem Bezug biologischer und regionaler Lebensmittel verknüpft, welches auf das Konto der Bio-Supermarktketten einzahlt, die den gesellschaftlichen Bedürfnissen unserer heutigen Zeit am Besten gerecht werden.

Unser Fazit: Bio-Supermärkte werden zum Mainstream             

Bio-Supermärkte in Deutschland sprießen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden und der Boom wird, Prognosen und aktuellen Umsatzzahlen zufolge, auch weiter anhalten bzw. noch steigen. Das zunehmende Interesse zum Thema Nachhaltigkeit über alle Generationen hinweg, löst gleichermaßen ein stärkeres Verlangen nach Bio-Lebensmitteln mit nachhaltigem und regionalem Charakter aus, dass von Marktführern wie Dennree und Alnatura problemlos erfüllt werden kann. Sowohl jung als auch alt greifen immer häufiger auf das breite Sortiment der ökologischen Lebensmittel zurück und der Gang in den Bio-Supermarkt etabliert sich inzwischen als Mainstream unserer Gesellschaft. Das wird nicht nur durch das Fahrgastfernsehen in öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich, die über das aktuelle Angebot in denn’s-Filialen informieren, sondern auch durch die sich verändernden Geschäftsmodelle der Bio-Läden selbst, die inzwischen sogar Studentenrabatte oder Kundenkarten anbieten.

Das gesellschaftliche Umdenken zahlt sich aber nicht nur auf das Geschäft mit den Bio-Lebensmitteln, sondern auch auf Umwelt, Natur und Mensch aus. Denn das streng kontrollierte Angebot, welches Bio-Märkte bieten, hat zwar seinen Preis, garantiert aber dafür, dass die Güter unter fairen und umweltbewussten Bedingungen hergestellt und produziert worden sind. Das zeichnet sie nicht nur in ihrer besonderen Qualität, sondern auch in ihrem Geschmack für viele der Verbraucher*Innen aus. Bio geht eben doch durch den Magen.



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