Grüne Wirtschaft

Bio Bettwäsche aus Hanf macht nachhaltige Wohnträume wahr

INTERVIEW I Hanf als Nahrungsmittel in Form von Öl oder Samen ist die eine Sache – aus Hanf nachhaltige Schlaf- und Wohntextilien zu machen die andere. Elisabeth Thamm von ELZBAG klärt auf.

Hanf macht nachhaltige Wohnträume wahr
Designelement

INTERVIEW I Hanf als Nahrungsmittel in Form von Öl oder Samen ist die eine Sache – aus Hanf nachhaltige Schlaf- und Wohntextilien zu machen die andere. Elisabeth Thamm von ELZBAG klärt auf.

03.05.2021 I Ein Interview geführt von Dorothea Meyer I Bilder: ELZBAG

Wir streuen Hanfsamen über unser Frühstück, verfeinern Salate mit Hanföl und hin und wieder genehmigen wir uns ein paar Tropfen CBD-Öl, wenn wir unruhig sind. Mit der Hanfpflanze geht aber noch mehr: nämlich nachhaltige und stilvolle Schlaf- und Wohntextilien! Das Unternehmen ELZBAG ist überzeugt von Hanf als einer der nachhaltigsten Rohstoffe und entwickelt daraus ökologische Bettwäsche, Spannbettlaken & Co., die antibakterielle und anti-mikrobielle Eigenschaften besitzen.

Weitere Gründe, warum ELZBAG  ein überzeugter Hersteller von Hanftextilien ist und ob es bestimmte Dinge bei der richtigen Pflege der Bio Bettäsche & Co. zu beachten gibt, erfährst du unter anderem im Interview mit Gründerin Elisabeth Thamm. 

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LifeVERDE: Elisabeth, was sollten wir über ELZBAG als erstes erfahren?

Elisabeth: Seit mittlerweile über vier Jahren steht ELZBAG für nachhaltige, aber stilvolle Wohntextilien. Doch auch vor dem heutigen ELZBAG gab es mich bereits unter dem Label - mit der eigenen Produktion und Verkauf von individualisierbaren Turnbeuteln (deshalb ELZBAG - Kombination aus Elisabeth und Bag). Damals noch ohne Fokus auf Nachhaltigkeit. Als ich anfing mich auch privat mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, wollte ich auch mein Business anpassen. So begann die Suche nach DEM nachhaltigsten Rohstoff überhaupt - und dann stieß ich auf Hanf. Der Name ELZBAG ist erst einmal geblieben - da er eben auch meinen Namen beinhaltet. Bis vor ca. 1,5 Jahren habe ich die meisten meiner Produkte noch selbst Zuhause produziert. Mittlerweile übernimmt das eine Näherei in Sachsen für mich. So kann ich mich auf die anderen, wichtigen Dinge konzentrieren.

Auf der ELZBAG Homepage heißt es "Nachhaltige Wohnträume aus Hanf"? Was steckt dahinter?

Der Slogan ist noch relativ neu. Bisher hatte ich so etwas nicht - finde es aber aus Marketing-Sicht wichtig. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wofür genau ELZBAG steht. Ich bin mit Taschen aus Hanf gestartet. Davon gibt es bereits einige auf dem Markt. Mit Hanf wird oft der grobe, robuste Stoff verbunden. Hanf kann jedoch super weich und gemütlich sein. Wohnen bedeutet auch Leben und das wiederum, verbinden wir mit Träumen und Gemütlichkeit. Auch hier sollten wir mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Gesundheit legen. Hanf hat eben auch anti-mikrobielle und antibakterielle Eigenschaften, die für bestimmte Personen wichtig sind. Deshalb fokussiere mich nun voll und ganz auf Wohntextilien.

Findest du denn, dass Nachhaltigkeit beim Thema Wohnen noch mehr Traum als Wirklichkeit ist?

Ich denke, das Thema Nachhaltigkeit im Bereich Wohnen wächst, aber darüber wird bei Weitem noch nicht so viel kommuniziert wie bspw. bei Ernährung oder Kleidung. Auch ist das Angebot bisher recht übersichtlich. Dabei sind die Ausgaben für Wohntextilien in Deutschland ziemlich hoch (über 9 Milliarden Euro in 2020; Kleidung: 65 Milliarden (Quelle: Statista). In Discountern u.a. ist alle paar Wochen Bettwäsche im Angebot - meist aus Microfaser und in geringer Qualität. Diese ist weder atmungsaktiv, noch gesund für die Haut. Dabei verbringen wir im Durchschnitt 7-8 Stunden pro Tag im Bett. Was dort an unsere Haut gelangt, sollte höchste Qualität haben und unsere Gesundheit positiv beeinflussen. Auch im Bereich Kochen/Tischwäsche sollte auf Nachhaltigkeit und gesunde Textilien geachtet werden. Wir wischen uns ggf. mit einer (Papier-)Serviette den Mund ab; wir bewahren Brot in unterschiedlichsten Behältnissen (Papier, Plastik, Stoff) auf und trocknen das Geschirr inkl. Hände ab. Dabei geben diese Stoffe jedes Mal kleinste Partikel ab, die entweder in unserem Essen, im Abfluss oder direkt in unserem Körper landen. Deshalb sollte vor allem im Bereich Wohnen Nachhaltigkeit mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Wieso Hanf? Hat Textilfaser aus Hanf gewisse Vorteile gegenüber anderen Textilien, wie z.B. Baumwolle?

Hanf ist eine (und für mich die) der nachhaltigsten Rohstoffe, die unsere Erde zu bieten hat. Es gibt über 50.000 Anwendungsbereiche, die von Kosmetika, Kleidung, Lebensmittel über Treibstoff und Baustoff reichen. Die Hanfpflanze benötigt nur ca. 2l Wasser pro 1kg Faser im Vergleich zu Baumwolle (ca. 10l), und nur die Hälfte der Anbaufläche. Aufgrund ihres dichten und hohen Wuchses schützt sie sich selbst vor Bakterien, Insekten und Unkraut, wodurch keine Pestizide oder jegliche Chemie notwendig ist. Zudem hat Hanf anti-mikrobielle und antibakterielle Eigenschaften, was diese Pflanze besonders empfehlenswert für Menschen mit Allergien und Hautproblemen macht. Baumwolle ist häufig nur in Kombination mit synthetischen Fasern zu finden; oder man sollte besonders auf Bio-Baumwolle achten.

Woher bezieht ihr für ELZBAG den Hanf und wie produziert ihr, damit sich diese Vorteile auch in Sachen Nachhaltigkeit unter Beweis stellen?

Den Hanfstoff beziehe ich direkt von einem Unternehmen aus Rumänien, die den Hanf anbauen und ebenso zu Stoff verarbeiten. Dieser wird von dort direkt an unsere Näherei in Sachsen geschickt, wo er vollständig zu unseren Produkten verarbeitet wird. Beim Design und auch bei der Auswahl der Produktart achte ich vor allem darauf, dass diese recht schlicht (nicht zu ausgefallen) sind und so wenig Verschnitt wie möglich bei der Produktion entsteht. Daher sind die Formate auch sehr geradlinig und einfach gehalten. Ich biete zum Teil auch individuelle Produktionen bzw. zumindest individuelle Maße bspw. bei der Bettwäsche an. Hier informiere ich die Kunden aber im Vorfeld darüber, dass ich diese erst bei der nächsten großen Produktion berücksichtigen kann. Ich mache keine Massenproduktion, dennoch sollte sich die Produktion lohnen, damit nicht für jede kleine Bestellung Versand notwendig wird.

Welche Textil-Produkte hat ELZBAG im Sortiment und was sind eure Bestseller?

Momentan gibt es vor allem Bettwäsche und Spannbettlaken (auch vorbestellbar in großen Größen), Servietten, Küchentücher, Brot-/Nussmilchbeutel, Handtücher und Seifensäckchen. Im Sale sind außerdem einige Ausläufer zu finden, wie Weekender und Shopper, die nicht mehr produziert werden.
Bestseller sind vor allen Dingen die Bettwäsche, Servietten und Brotbeutel.

Bettwäsche, Tischdecken, Handtücher, Stoffservierten... Das sind ja alles Textilien, die einiges aushalten müssen und gleichzeitig lange halten sollen - auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Kann Hanffaser diesen Anforderungen denn gerecht werden?

Auf jeden Fall! Wenn es eine Pflanze kann, dann Hanf. Sie ist eine der robustesten, textilen Fasern. Schon vor tausend Jahren wurde Hanf genutzt - sogar als Segel und Tau bei der Schifffahrt, da selbst die viele Feuchtigkeit den Hanfseilen nichts anhaben konnte (zumindest für eine lange Zeit). Die Produktionsbedingungen heutzutage machen den Hanf nicht mehr ganz so robust wie damals, aber definitiv ausreichend für unsere Zwecke und immer noch stärker als andere Fasern. Bei guter Pflege halten Hanfstoffe ein Leben lang - und darüber hinaus.

Gibt es bei Textilien aus Hanf und damit auch den ELZBAG Produkten in Sachen Pflege und Reinigung ansonsten noch etwas zu beachten?

Im Grunde kann Hanf normal gepflegt werden wie andere Stoffe. Jedoch sollte eine Temperatur von 40°C nicht überstiegen werden und es sollte auf Chemie/Bleiche und die Verwendung eines Trockners verzichtet werden. Lufttrocknen ist - wie auch für andere Stoffe - immer noch am besten. Ansonsten können Textilien aus Hanf normal geschleudert und auch gern heiß gebügelt werden, da sie - ähnlich wie Leinen - die typische Knitteroptik haben. Das ist Geschmackssache, macht aber die Wohntextilien noch gemütlicher, wie ich finde.

Zuletzt noch ein kleiner Blick in die Zukunft: Wo soll es mit ELZBAG hingehen und was wollt ihr noch erreichen?

Erst einmal möchte ich mit ELZBAG, so wie es jetzt ist, mehr Menschen erreichen und von Hanf überzeugen. Das Stigma ist immer noch da - nicht nur in Bezug auf die Pflanze selbst (s. Marihuana), sondern auch auf das Gefühl des textilen Rohstoffs (fühlt sich an wie Kartoffelsack). Deshalb möchte ich gern mehr lokale Angebote und Läden nutzen, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, meine Produkte anzufassen und live zu erleben. Auf Märkten und Messen habe ich die Überraschung und Begeisterung bereits miterlebt. Die Nachfrage ist da, unsere Produkte einmal wirklich sehen und testen zu dürfen. Da die Preise einiger Produkte etwas höher sind, ist die Schwelle zum Bestell-Button doch recht hoch. Verständlich. Wenn ich den Rohstoff nicht kenne, werde ich auch nicht so viel Geld für ein Produkt ausgeben, das mir am Ende nicht gefällt.


Verbunden damit möchte ich natürlich, dass ELZBAG bekannter wird und es sich irgendwann auch lohnt, weitere Produkte und Produktvariationen anzubieten. Bisher gibt es im dauerhaften Sortiment nur den natürlichen, ungefärbten Hanfstoff. Diesen bevorzugen viele auch, da eben keine weiteren Ressourcen wie Farbe, Wasser etc. genutzt werden. Dennoch möchte ich in Zukunft gern weitere Farben für u.a. die Bettwäsche anbieten. Ideen sind da, jedoch möchte ich erst einmal mit den bestehenden Produkten wachsen und dann schauen, wie es weitergeht.

 

Vielen Dank für das Interview, Elisabeth!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an ELZBAG stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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