Grüne Wirtschaft

"Was Gscheids" realisieren

Wie Unternehmen ein gutes und authentisches Marketing mit Nachhaltigkeitsanspruch realisieren, erklärt Stefan Lutz von PROLINE im Interview mit LifeVERDE.

Wie Unternehmen ein gutes und authentisches Marketing mit Nachhaltigkeitsanspruch realisieren, erklärt Stefan Lutz von PROLINE im Interview mit LifeVERDE.

29.03.2017 - Bild © Stefan Lutz

LifeVERDE: Gutes Marketing entsteht, wenn?

STEFAN LUTZ: Wenn kreative Köpfe von gewohnten Pfaden abweichen, um die Ecke denken und alle nötigen Marketingkanäle optimal aufeinander abstimmen – dann entsteht „gutes Marketing“.

Nachhaltigkeit und grüne Produkte sowie Dienstleistungen sind im Kommen. Was bedeutet das für die Werbung insgesamt?

Oberflächlich betrachtet ist Werbung mit all den Flyern, Plakaten usw. ja augenscheinlich nicht sehr nachhaltig. Schaut man jedoch genauer hin, wird einem schnell bewusst, dass die Werbung das effektive Sprachrohr und ein Multiplikator der Nachhaltigkeit ist. Wie heißt es so schön? „Tue Gutes und spreche darüber!“ Durch „gutes Marketing“ erreichen grüne Produkte und Dienstleistungen Ihre Zielgruppe. Des Weiteren ist die Werbung sehr dienlich, positives Image und „Philosophien pro earth“ perfekt verpackt zu vermitteln. Sie fördert das Bewusstsein des Verbrauchers für ökologische und soziale Zusammenhänge.

Eine ernst gemeinte nachhaltige Ausrichtung sollte sich über alle Unternehmensbereiche erstrecken. Welche Fehler sollten Unternehmen beim Thema Werbung daher unbedingt vermeiden?

Will ein Unternehmen wirklich ernsthaft nachhaltig agieren, darf es bei einer adäquaten Werbung nicht STOP machen. Wenn sie es „richtig“ angehen, investieren Firmen hohe Summen, viel Zeit und Gehirnschmalz in den Umweltschutz und die Arbeitsbedingungen der Belegschaft. Darüber muss man intern als auch extern voller Stolz berichten und Außenstehende mitreißen. Zusätzlich darf das Medium Werbung selbst natürlich nicht unangetastet bleiben und auch nachhaltig durchdacht sein. Reine Wegwerf- und Einwegartikel oder schadstoffbelastete Produkte sind hier fehl am Platze. Broschüren gedruckt auf FSC-Papier, Taschen aus recycelten PET-Flaschen, kompostierbare Kugelschreiber und BIO-Snacks – mit Werbemitteln wie diesen wird die Sache abschließend „rund“!

Der Konsument in Deutschland wird immer kritischer. Täuschungen wie übergroße Verpackungen mit nur halbem Inhalt werden extrem negativ wahrgenommen. Wie also sieht authentisches Marketing aus?

Wie schon erwähnt muss sich die Philosophie / Denke des Werbenden im Marketing wiederfinden. Ein deutscher Qualitätshersteller aus dem Automobilsektor sollte beispielsweise unter keinen Umständen auf einer Recruitingmesse billige Fernost-Kugelschreiber unter die Leute werfen. Dies wäre ein absolut kontraproduktives Werben um Teamverstärkung. Das Stichwort heißt „rundes bzw. echtes Marketing“. Wichtig ist auch, dass die werbliche Botschaft reell vom Unternehmen bzw. vom Produkt repräsentiert wird. Eine teilweise schlechte telefonische Erreichbarkeit kann nicht einher gehen mit der Kernaussage „Wir sind Service-Weltmeister“ auf einem Newsletter. Hier besteht akuter Handlungsbedarf, bevor die Mail die Zielgruppe erreicht. Der Konsument will nicht mehr „für dumm verkauft“ werden. Eine Behauptung in der Reklame muss 1:1 nachvollziehbar und am besten noch zertifiziert / belegbar sein!

Sie sind mit Ihrem Unternehmen PROLINE seit 1995 am Markt. Wie fing alles an und worin liegt mittlerweile Ihre Spezialisierung?

Ich selbst bin seit 1993 in der Werbebranche tätig und 2004 wurde Proline Werbeartikel offiziell gegründet. Schon von Beginn an lag mein Fokus auf Werbeartikeln, die das Marketing des Kunden effektiv unterstützen und zum Erfolg maßgeblich beitragen – immer schon beraten wir umfangreich und kreativ. Aufgrund meiner persönlichen Entwicklung (Vater Umweltschutzingenieur und die eigene Naturverbundenheit) war ich zunehmend auf der Suche nach qualitativ einwandfreien Produkten, die für Mensch und Natur verträglich hergestellt werden. Es war und ist mir ein großes Anliegen „was Gscheids“ zu realisieren – so sagt man das in unserer Heimat dem Fichtelgebirge. Diese Ideologie hat sich über die Jahre immer mehr manifestiert. Bis wir im Jahr 2015 (im Zuge unserer Bewerbung für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis) eine klare Spezialisierung vollzogen haben. Seither gibt es bei uns ausschließlich Artikel sicherer Herkunft, wir auditieren all unsere Zulieferer weit über den gesetzlichen Vorgaben, überzeugen uns von einer festgelegten Mindestqualität, favorisieren ökologisch ausgezeichnete Ware und führen den Kunden aktiv hin zu zertifizierbar nachhaltigen Werbemitteln.

Können Sie uns ein paar Beispiele aus Ihrer Arbeit mit Kunden nennen, bei denen das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle gespielt hat?

In den seltensten Fällen kommen Kunden mit dem Wunsch auf uns zu, dass ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit erfüllt werden soll. Im Bereich Werbeartikel hält diese „moderne, zeitgemäße Einstellung“ leider nur gaaanz langsam Einzug. Meist kommt der Impuls von unserer Seite, das ein oder andere Feature zu berücksichtigen. Dabei ist so viel möglich! Als absolutes Highlight kombinierten wir erstmalig intelligentes Apfel-Recycling aus Südtirol mit den hochwertigen Lanybook-Notizbüchern. Hierbei wurde aus Reststoffen der Apfelverarbeitung (Stängeln, Fasern, Schalen) Öko-Kunstleder und Papier hergestellt. Ein sehr schickes, genau nach CI-Vorgaben gestaltetes Werbemittel entstand. In dessen Inneren weisen spezielle Aufschriften auf die Novität des Produktes und dessen Entstehungsgeschichte hin. Denn wie schon erwähnt – „tue Gutes und spreche darüber“. Details zu diesem Projekt finden Sie auch hier: http://www.proline.jetzt/herzstuecke/nachhaltigkeit.html

Und ist für Sie nachvollziehbar, dass sich die nachhaltige Ausrichtung Ihrer Kunden auch auf den Unternehmenserfolg auswirkt?

Der Unternehmenserfolg steht im direkten Zusammenhang mit der Nachfrage des Marktes. Je mehr sich Umweltschäden und soziale Missstände durch die Medien oder im direkten Kontakt bemerkbar machen, umso mehr werden wir alle (hoffentlich) sensibler und bewusster mit dieser Thematik umgehen. Der Markt wird irgendwann nicht mehr akzeptieren, dass Unternehmen nicht nachhaltig ausgerichtet sind. Ignoranten verschwinden dann von der Bildfläche! Man darf dabei auch nicht vergessen, dass wir hier in Deutschland einen sehr starken Mittelstand haben. Familienunternehmen und inhabergeführte Betriebe sind häufig näher am Menschen und gehen achtsamer mit den Ressourcen um. U. a. macht dieser bewusste Umgang den „German Mittelstand“ so erfolgreich. Er erreicht eine weltweite Vorbildfunktion. Wir werden besser und sind in der BRD auf einem guten Weg.

Was sind Projekte oder Ideen, die Sie in Zukunft angehen möchten?

Vorreiter sein und all unsere Stakeholder mitreißen! Gemäß unserer Entwicklungsstrategie „Quality for earth“ achten wir auf eine stetige Weiterentwicklung. So wird „im Kleinen“ das Team weiter zu einer bewussten Lebensweise und einem sozialen Miteinander motiviert. Eine eigene Stromerzeugung durch Wind- oder Solarenergie, gemeinsamer Einkauf von Bio-Lebensmitteln für den privaten Bedarf und zusammenschweißende Teamevents sind in Planung. Mit Hilfe unserer Kernprozessbeurteilung bewertet und analysiert jeder Proliner alle 4 Wochen den aktuellen Stand, den Fortschritt und steuert Ideen bei.  „Im Großen“ werden wir unsere Zulieferer noch konsequenter auditieren (geplant für Mai 2017) und auch diesen gegenüber die Relevanz einer Weiterentwicklung in Richtung Nachhaltigkeit verdeutlichen.  In Richtung des Kunden geht es noch mehr um Beratung / Führung hin zu Werbemitteln, die unseren hohen ökologischen und sozialen Standards entsprechen. Zusätzlich soll der Werbeartikel noch mehr als Botschafter der Nachhaltigkeit fungieren. Ein Kugelschreiber aus biologisch abbaubarem Material ist ein Anfang – der Sache zuträglicher wäre jedoch noch, wenn ein Aufdruck optisch „herausschreit“ um welch ein nachhaltiges Produkt es sich dabei handelt. Als Message kommt in diesem Fall draußen viel mehr an – die Firma XY achtet auf die Umwelt! Ein enormer Image- und Sympathiegewinn bei der Zielgruppe. Und eines ist mir noch wichtig: Zusammen mit LifeVERDE wollen wir allen zeigen, welch tolle und spannende Möglichkeiten es gibt, nachhaltig zu handeln und zu leben!



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