Grüne Wirtschaft

Andrea Günther über nachfüllbare Stifte und Kreislaufwirtschaft bei PILOT Pen

INTERVIEW | Stifte im Kreislauf, das ist das langfristige Ziel von PILOT Pen. Geschäftsführerin Andrea Günther berichtet über die bisherigen Nachhaltigkeitsaktivitäten und weiteren Ziele des Unternehmens.

INTERVIEW | Stifte im Kreislauf, das ist das langfristige Ziel von PILOT Pen. Geschäftsführerin Andrea Günther berichtet über die bisherigen Nachhaltigkeitsaktivitäten und weiteren Ziele des Unternehmens.

21.02.2022 | Ein Interview geführt von Deborah Iber | Bild: PILOT Pen


Ein Stift ist einer dieser Gegenstände, von dem wahrscheinlich jeder Haushalt mehrere herumliegen hat. Falls er nicht mehr schreibt, kommt er eben in den Müll und einer von den anderen wird genutzt. Die Ressourcen, die dabei draufgehen und der Müll, der dabei entsteht, sind den wenigsten bewusst. Schreibgeräte-Hersteller PILOT Pen möchte sich für einen Wandel in diesem Bereich einsetzen und strebt die Entwicklung recycelbarer und kreislauffähiger Stifte an.

Was das Unternehmen auf dem Weg dahin bereits umsetzt und was die weiteren Ziele sind, erklärt Geschäftsführerin Andrea Günther im Interview. 

LifeVERDE: Wer ist PILOT und welche Werte vertritt das Unternehmen?

Andrea: Wir sind eine internationale Schreibgerätemarke mit Ursprung in Japan und gehören zu den weltweit führenden Herstellern im Bereich Schreibgerätetechnologie. Seit über 100 Jahren werden bei uns innovative Schreibgeräte entwickelt und bis heute alle Schritte in der Produktentwicklung autark umgesetzt, um die Einhaltung unserer hohen Qualitätsstandards sicherzustellen. Der hohe Qualitätsanspruch an die PILOT Produkte war schon immer wesentlicher Teil unserer Unternehmensphilosophie. Hohe Qualität bedeutet auch Langlebigkeit in Hinblick auf die Nutzungsdauer der Schreibgeräte, welche wiederum eine hohe Auswirkung auf die CO2-Bilanz hat. Aus diesem Grundverständnis heraus hat man bei PILOT früh erkannt, dass es nicht darum gehen kann, besonders viel zu produzieren, sondern nachhaltigere Lösungen zu finden.


Andrea Günther, Geschäftsführerin bei PILOT Pen (Bild: PILOT Pen).

PILOT wurde also vor über 100 Jahren in Japan gegründet und ist seit Ende der 90er Jahre auch in Deutschland ansässig. Wie gestaltet sich die globale Zusammenarbeit?

Wir sind in regelmäßigem Austausch – sowohl mit unserem europäischen Headquarter in Frankreich als auch mit unserem globalen Headquarter in Tokio. Internationale Zusammenarbeit bringt Herausforderungen in unserem globalen Zeitalter mit sich, wie beispielsweise Zeitmanagement, Kultur und Sprache. Allerdings birgt sie auch viele Chancen, wenn man den Herausforderungen effektiv begegnet. So arbeiten wir beispielsweise länderübergreifend in Teams an unterschiedlichen Projekten zum Thema Nachhaltigkeit, Neuproduktentwicklungen, Shopper-Analysen und vielem mehr. Unsere internationalen Projektteams sind eine Bereicherung und erweitern den Horizont.

Ihr bietet ein breites Sortiment an verschiedenen Stiften, für die ihr recyceltes Material einsetzt. Was genau recycelt ihr und woher kommt das Material?

Ein Großteil unserer Schreibgeräte wird bereits aus nachhaltigen Rohstoffen produziert. Ein Paradebeispiel dafür ist z.B. unser Bottle 2 Pen Gelschreiber: Er besteht zu 89 Prozent aus recyceltem Plastik (exkl. Verbrauchsmaterial), für das sowohl recycelte PET-Flaschen als auch gesammelter Plastikmüll aus maritimen Naturgebieten verwendet werden. Letzteren beziehen wir seit Anfang 2021 über TerraCycle, die Weltmarktführer für das Sammeln und die Wiederverwendung von schwer recycelbaren Abfällen aus Meeren, Flüssen und Seen sowie von Stränden und Ufern sind.

Seit der Markteinführung der „Bottle to Pen (B2P)“-Modelle im Jahr 2009 haben wir bereits knapp 7 Mio. recycelte PET-Flaschen in Europa genutzt. Dies entspricht knapp 2.420 Tonnen recyceltem PET.  Für andere Modelle, wie z.B. unseren G2-7 Gelschreiber, der seit 2021 ebenfalls zu 70 Prozent aus recyceltem Material besteht, nutzen wir post-industriell recyceltes Plastik.

Hergestellt werden die Stifte in eigenen Fabriken in Japan und Europa. Wie gewährleistet ihr eine umweltfreundliche und faire Produktion?

Über all unseren Umweltaktivitäten steht die „4R-Strategie“ (Recycle – Reduce- Refill – Reclaim). Diese zeigt sich bei uns in der Produktentwicklung, im Verpackungsdesign und im Nutzungsverhalten. Unsere Produkte werden alle in PILOT-eigenen Fabriken hergestellt, da wir nur so sämtliche Prozesse der Produktion und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Umwelt kontrollieren können. Hierfür wurde auch eine hausintere QSE-Abteilung (Qualität, Sicherheit & Umwelt) ins Leben gerufen, die sich insbesondere mit Umweltbelangen befasst. Sowohl unsere japanischen Fabriken als auch unsere europäische Produktionsstätte werden regelmäßig geprüft und orientieren sich an den ökologischen Standards des ISO 14001. Unser Environmental Management System berücksichtigt beispielsweise, wie sich das eingesetzte Material zur Produktion unserer Schreibgeräte auf die Umwelt auswirkt. Hierbei analysieren wir den gesamten Produktlebenszyklus unserer Produkte, um die Bereiche ausfindig zu machen, bei denen wir den größten Hebel haben, um das Risiko der Umweltverschmutzung so gering wie möglich zu halten. So setzen wir unter anderem für die Produktion nur wiederaufbereitetes Wasser ein.

Was ist euch als international vertretenes Unternehmen dieser Branche im Nachhaltigkeitsbereich besonders wichtig und wie setzt ihr dies um?

Zum einen geht es uns darum, die eigene CO2-Bilanz im Unternehmen weiter zu reduzieren und dafür alle Produktionsschritte in Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit kontinuierlich zu prüfen und zu optimieren. Zum anderen spielt aber auch das Verhalten der Verbraucher*innen eine wichtige Rolle. Hier sehen wir es als unsere Aufgabe, die Nachfüllbarkeit zu forcieren, da das Nachfüllen unserer Produkte einen erheblichen, positiven Einfluss auf ihre CO2-Bilanz hat. 

Welche Nachhaltigkeits-Aspekte gestalten sich hingegen als besonders schwierig?

Bedingt durch die Corona-Pandemie und die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten ist die Beschaffung von Rohstoffen, insbesondere von post-consumer recyceltem Plastik, schwierig geworden. Wir müssen noch weiter im Voraus planen und flexibel sein, um kurzfristig auf sich verändernde Situationen im Markt zu reagieren und sicherzustellen, dass wir unsere Produkte nach unseren Umweltstandards produzieren können.

Eine weitere Herausforderung ist die Aufklärungsarbeit, die wir in Hinblick auf den positiven Umwelteinfluss von Nachfüllminen betreiben. Bei vielen Verbraucher*innen sind Schreibgeräte als Einwegprodukte verankert, die man wegwirft, wenn die Tinte aufgebraucht ist. Innerhalb unserer Kommunikationsmaßnahmen heben wir daher gezielt die Umweltvorteile des Nachfüllens hervor. Perspektivisch gilt es für die PBS-Branche außerdem eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Sprich, leere Stifte und Schreibgeräte werden von Verbraucher*innen an einer Sammelstelle abgegeben, um für die Produktion neuer Stifte und Minen wiederverwertet zu werden – so entsteht ein in sich geschlossenes System, in dem keine oder möglichst wenig neue Rohstoffe zum Einsatz kommen. Am Markt fehlt es hierfür noch an den dafür notwendigen Technologien und Logistikkonzepten, aber wir setzen uns bei PILOT stark für die Entwicklung in diese langfristig gedachte Richtung ein.

Was sind die konkreten Umweltvorteile von nachfüllbaren Stiften?

Durch das Nachfüllen kann eine große Menge CO2 eingespart werden. Als Beispiel: Bereits nach dreimaligem Nachfüllen kann die CO2-Bilanz im Vergleich zum Neukauf der entsprechenden Menge an Stiften um mindestens 50 Prozent reduziert werden!

Könnt ihr euch vorstellen, das gesamte Sortiment von PILOT auf umweltfeundliche und nachfüllbare Stifte umzustellen?

Das ist das Ziel. Doch so ein umfassender Schritt lässt sich nicht von heute auf morgen realisieren und erfordert eine langfristige Planung. Wir bauen die Kapazitäten im Rahmen unserer 4R-Strategie Jahr für Jahr weiter aus. Letztlich muss aber auch die Nachfrage seitens der Verbraucher*innen vorhanden sein, um eine vollständige Umstellung zu ermöglichen.

 

Vielen Dank für das Interview, liebe Andrea!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an PILOT stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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