Gesellschaft

Vertikale Wälder und grüne Städte

In China entsteht gerade die erste Forest City, in Frankreich ist ein Vertical Forest Tower in Planung. Beide sind Ideen des Architekten Stefano Boeri.

In China entsteht gerade die erste Forest City, in Frankreich ist ein Vertical Forest Tower in Planung. Beide sind Ideen des Architekten Stefano Boeri.

02.11.2017| Ein Beitrag von Bianca Schillinger

Sonnenlicht fällt durchs grüne Blätterdach und Vögel zwitschern, während der Blick über dichte Baumkronen schweift. Nicht unbedingt ein Szenario, das man mit einer chinesischen Stadt verbindet, oder? Das soll sich jetzt ändern: In der Stadt Liuzhou im Süden des Landes wird die erste Forest City gebaut. Durch sie will das Industrieland zeigen, dass sich etwas ändert. Weg von Megastädten und Ressourcenverschwendung hin zu Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.

Mehr Bäume als Menschen
Auf insgesamt 175 Hektar Fläche soll eine Stadt für 30.000 Bewohner entstehen, inklusive zwei Schulen und einem Krankenhaus. Für chinesische Verhältnisse ist das eine sehr kleine Stadt, doch das Besondere ist diesmal nicht die Größe. Sämtliche Fassaden sollen begrünt sein, bis hin zu den Balkonen und Dachterrassen. Dazwischen werden 40.000 Bäume und rund eine Million kleinerer Pflanzen die Landschaft bevölkern. Dieser Stadt-Dschungel soll am Ende nicht nur spektakulär aussehen (was er ohne Frage trotzdem tun wird) – Berechnungen zufolge wird er im Jahr bis zu 10.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid und 57 Tonnen Feinstaub absorbieren. Die Pflanzen sorgen so für eine verbesserte Luftqualität und außerdem für niedrigere Temperaturen. 

Hightech für die Umwelt 
Nicht nur der Blick aus dem Fenster wird ungewohnt sein: Der Strom für die Haushalte und Büros soll ausschließlich aus der Stadt selbst kommen. Dafür sorgen Solarpanels auf den Dächern und Geothermieanlagen, die Erdwärme nutzen. Außerdem soll es deutlich leiser zugehen als in anderen Städten, denn die vorgesehenen Elektroautos schnurren nur leise über die Straßen. Und für möglichen Umgebungslärm wirken die vielen Pflanzen wie eine natürliche Schallbarriere. Statt Autolärm können die Bewohner also den vielen Vögeln und Insekten lauschen, die von der neuen Pflanzenvielfalt angelockt werden sollen.

Nachhaltige Architektur aus Mailand
Die Idee für diese grüne Stadt stammt vom italienischen Architekten Stefano Boeri. Bekannt wurde er 2014, als in seiner Heimatstadt Mailand die ersten Vertikalen Wälder eröffnet wurden, zwei begrünte Hochhaustürme. Statt mit Stahl, Sichtbeton und Glas strahlen sie mit ingesamt 20.000 Pflanzen und 900 Bäumen. In den letzten Jahren erhielten Boeri und seine Kollegen zahlreiche Auszeichnungen für ihre modernen und bahnbrechenden Designs. 

Ein Fôret Blanche für Paris
Eines der aktuellsten Projekte bringt die grünen Entwürfe nach Paris. Hier entsteht Frankreichs erster Vertical Forest in Villiers sur Marne, einem Vorort von Paris. Der fertige Turm wird mit insgesamt 2.000 Bäumen und Sträuchern das Äquivalent zu einem Hektar horizontaler Waldfläche beheimaten. Boeris Designs finden sich mittlerweile in mehreren europäischen Städten, Südamerika, China und den USA. Das ultimative Ziel, das der Architekt verfolgt? Die Vision einer neuen Art von Architektur, die pflanzliche Komponenten als essentielles Bauelement versteht und nicht nur als simple Dekoration.

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