Gesellschaft

Urbanität in Zeiten des demografischen Wandels

GASTBEITRAG | "Die nachhaltige Architektur dient nicht als visuelle Selbstverwirklichung des Architekten, sondern dazu den Menschen eine Heimat zu geben, wo sie sich wohl fühlen und sich mit ihrem Lebensraum identifizieren können."

GASTBEITRAG | "Die nachhaltige Architektur dient nicht als visuelle Selbstverwirklichung des Architekten, sondern dazu den Menschen eine Heimat zu geben, wo sie sich wohl fühlen und sich mit ihrem Lebensraum identifizieren können."

08.08.2017 - Gastbeitrag von Qiaozhi Meng

Nachhaltigkeit kombiniert die interdisziplinären Themen um Ökologie, Technik und gesellschaftsorientierten Bewusstsein. Der gesellschaftliche Wandel führt zu neuen Herausforderungen und notwendigen Umdenken in der Stadtplanung. Die nachhaltige Architektur dient nicht als visuelle Selbstverwirklichung des Architekten, sondern dazu den Menschen eine Heimat zu geben, wo sie sich wohl fühlen und sich mit ihrem Lebensraum identifizieren können.
Wie gehen wir gemeinsam in eine umweltfreundliche und sozial nachhaltige Zukunft?

Architektonische und gesellschaftliche Vielfältigkeit

Bauen und Architektur entstammen aus dem Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit, Geborgenheit und Heimatgefühl. Gerade die Architektur spielt eine entscheidende Rolle diese Eigenschaften zu verkörpern. Die Gestaltung der Räume und Fassade dienen neben einer ansprechenden Optik primär der Funktion für den Menschen. Wenn die Gesellschaft und somit die Lebensumstände der Menschen sich rasant verändern, muss die Architektur (und im größeren Rahmen die Stadtplanung) den Veränderungen gewachsen sein. Die Gestaltung barrierefreier und flexibler Räume ist hierbei unumgänglich. Eine der Ansätze ist die Implementierung dörflicher Strukturen in städtische Quartiere: ein gesunder Mix aus Gewerbeeinheiten und unterschiedlicher Wohnungsoptionen - vom Ein-Zimmer-Apartments, Familienwohnungen, behindertengerechte Wohnungen bis hin zu Pflege-WGs. Dadurch wird auf natürlicher Weise eine differenzierte, vielfältige Gesellschaft abgebildet ohne Ghettoisierung und Stigmatisierung. Die einladende Architektur ermöglicht Räume für alltägliche und ungezwungene Begegnungen.

Der Mensch im Fokus

In Heidelberg Village im Zentrum der weltweit größten Passivhaussiedlung wird Integration, Inklusion und generationsübergreifendes Wohnen aktiv gefördert. Dort beginnt das Miteinander schon während der Bauphase: in der „Suppenküche“ verteilen die künftigen Bewohner und der Bauherr kostenfreies Mittagessen an die Handwerker und kommen ins Gespräch – eine ungewöhnliche Kombination, die aufzeigt, dass die Stärke unserer Gesellschaft aus der Kombination unserer Unterschiedlichkeit besteht.

Das Zusammenleben profitiert von einer sorgfältigen Begleitung in Form einer gesellschaftsorientieren Mietverwaltung, die für faire Mietpreise sorgt und eine heterogene Bewohnerschaft verantwortet. Im Quartiers- und Bewohnerforum wird bürgerschaftliches Engagement gefördert und Bewohner aktiv in gemeinschaftliche Aktivitäten wie Grillabende einbezogen. Dadurch wächst Besitzbewusstsein ohne Eigentum. Die Bewohner adaptieren ihre Umgebung und fühlen sich engagiert und verantwortlich.

Grüne Oasen

Nachhaltigkeit bedeutet ebenfalls der kluge Umgang mit allen gegebenen Ressourcen. So ist der Faktor „Platz“ eine wertvolle Ressource, da sie ebenso endlich ist. Die Nutzung von vorhandenen Flächen wie Wände und Balkone bietet sehr viel Potential. Anstatt herkömmlichen Anstrich kann die Wandfarbe neue Funktionen erfüllen: der Einsatz von Farben, die Stickoxide zu unschädlichen Nitraten oxidieren lässt. Auf diese Weise bauen die Fassaden Stickoxide in der Luft ab und setzen frischen Sauerstoff frei.

Auf Balkonbrüstungen erfüllen Photovoltaik-Module die doppelte Aufgabe als Absturzsicherung und Gewinnung von Sonnenergie. Diese Installation ist auf der Südseite des Gebäudes realisierbar. Die Wände auf der Nordseite bieten Platz für Kletterpflanzen. Sie produzieren Sauerstoff und sorgen für ein Stück Natur in unmittelbarer Nähe der Menschen, was das Leben in und um die Gebäude angenehmer gestaltet. Sogenannte „vertikale Gärten“ schaffen den Charakter einer grünen Oase und lassen ein ausgeglichenes Mikroklima entstehen.

Der gesellschaftliche Wandel führt zu neuen Herausforderungen und notwendigen Umdenken in der Stadtplanung. Die nachhaltige Architektur dient nicht als visuelle Selbstverwirklichung des Architekten, sondern dazu den Menschen eine Heimat zu geben, wo sie sich wohl fühlen und sich mit ihrem Lebensraum identifizieren können.
Wie gehen wir gemeinsam in eine umweltfreundliche und sozial nachhaltige Zukunft?

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