Gesellschaft

Tierische Helfer gegen Plastikmüll

Sie fressen Einkaufstüten und filtern Mikroplastik: Wir zeigen euch erstaunliche Tiere, die uns mit unserem Plastikmüll-Problem helfen könnten.

Sie fressen Einkaufstüten und filtern Mikroplastik: Wir zeigen euch erstaunliche Tiere, die uns mit unserem Plastikmüll-Problem helfen könnten.

09.01.2018| Ein Beitrag von Bianca Schillinger

Plastik ist überall und in unendlich vielen Dingen. Bei dir Zuhause, im Supermarkt, in Kleidung. Nimm dir mal kurz einen Moment Zeit, schau dich um und überlege, was in deinem Blickfeld alles aus Plastik besteht. Kugelschreiber, Papiertaschentuchverpackungen, Tastaturen, natürlich Plastikflaschen, das schicke neue Synthetik-Oberteil... Dass Plastik ein großes Problem ist, wissen wir alle. Auch vom Mikroplastik im Meer hat jeder schon gehört. Doch dass uns Tiere dabei helfen könnten, diesen Plastikbergen Herr zu werden, weißt du vermutlich noch nicht.

Raupe Nimmersatt

Klingt fast wie die moderne Adaption der Kindergeschichte: Raupen sollen sich durch Plastiktüten fressen wie sonst durch Pflanzenblätter. Die Larven der Großen Wachsmotte (Galleria mellonella) tun das scheinbar. Eine spanische Forscherin stieß im letzten Jahr ganz zufällig auf die Vielfraße, nämlich in ihrem Bienenstock – sie ist Hobby-Imkerin und die Larven hatten es sich bei den Bienen gemütlich gemacht. Bei weiteren Tests fand die Spanierin heraus, dass die Larven den biologisch kaum abbaubaren Kunststoff Polyethylen scheinbar nicht nur fressen, sondern sogar verdauen. Und das tun sie sogar ziemlich schnell.

Biologische Werkzeugkiste
Die Forscher fanden heraus, dass 100 Wachsmotten-Larven in zwölf Stunden etwa 92 Milligramm Plastik fressen können. Das klingt erst einmal wenig, doch darauf kommt es auch gar nicht an. Denn die Vision für die Zukunft ist es gar nicht, die Raupen die ganze Arbeit machen zu lassen. Vielmehr arbeiten die Wissenschaftler daran herauszufinden, wie genau die Tiere das Polyethylen verdauen. Sie schätzen, dass ein Enzym oder Molekül im Magen oder Verdauungstrakt der Tiere dafür verantwortlich ist. Dieses wollen die Forscher isolieren und im großen Stil produzieren. So könnte ein Werkzeug gefunden werden, das uns hilft, Plastik zu zersetzen und tatsächlich abzubauen.

Mikroplastik im Meer
Einkaufstüten, Trinkhalme, Kanister, Flaschen, Zahnbürsten: All das schwimmt in unseren Meeren. Wind und Wetter zersetzen das Plastik nach und nach und verwandeln es in winzige Partikel, sogenanntes Mikroplastik. Diese werden ergänzt durch Mikroplastik aus synthetischer Kleidung, das sich bei jedem Waschgang löst und nicht im Klärwerk gefiltert werden kann. Ein weiterer, recht unbekannter Faktor ist der Abrieb von Autoreifen. Beim Gasgeben und Bremsen nutzen sich die Gummireifen ab, die winzigen Partikel werden mit dem nächsten Regen ins Abwasser gespült und landen über Kurz oder Lang im Meer. Hier treiben diese mikroskopisch kleinen Teilchen herum und werden von Fischen mit ihrer Nahrung zusammen aufgenommen.

Kleine Tiere, große Wirkung
So auch kleine, Kaulquappen-ähnliche Tierchen namens Larvacea. Sie gehören zur Gattung der Bathochordaeus stygius und sind gerade einmal 25 Millimeter groß. Diese Tierchen filtern ihre Nahrung aus dem Meerwasser und nehmen so auch Mikroplastik auf. So sorgen sie dafür, dass die Plastikteilchen nicht mit der Strömung weitergetragen und von größeren Meeresbewohnern gefressen werden.
Allerdings scheiden sie das Mikroplastik unverdaut wieder aus. Zusammen mit dem Kot sinkt es dann zum Meeresboden. So ist es zwar raus aus der Strömung, doch was für Auswirkungen es auf die Lebewesen und das Ökosystem am Meeresgrund hat, kann noch nicht beantwortet werden.

Von der Natur lernen
In der modernen Forschung kann jedoch jede neue Entdeckung der Anstoß für eine neue Technologie oder bahnbrechende Idee sein. Vielleicht lassen sich mithilfe dieser Tierchen neue Filtersysteme entwickeln, mit denen der Mensch das Mikroplastik filtern kann. Forscher sind sich außerdem sicher, dass es noch weitere Organismen gibt, die Plastik aufnehmen und sogar verdauen können. Schon im Jahr 2016 wurden Bakterien entdeckt, die genau das tun – allerdings sehr langsam. Nun gilt es, von ihnen zu lernen.


Mehr zu den Plastik fressenden Mottenlarven findest du hier.
Aus Deutschland kommt Kritik an den Raupen-Forschungsergebnissen.
Hier gibt es weitere Infos zu den Bakterien, die Plastik zersetzen.

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