Gesellschaft

Kritik an Kita-Essen: Zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse

Knapp zwei Millionen Kinder essen täglich in Deutschlands Kindertagesstätten zu Mittag. Das was auf die Teller der Kinder kommt, ist aber oft nicht das, was die Kleinen für eine gesunde Entwicklung brauchen.

Knapp zwei Millionen Kinder essen täglich in Deutschlands Kindertagesstätten zu Mittag. Das was auf die Teller der Kinder kommt, ist aber oft nicht das, was die Kleinen für eine gesunde Entwicklung brauchen.

15.02.2017 - ein Beitrag von Gessica Mirra, Bild © Vika-Imperia550, www.pixabay.com

Viel zu viel Fleisch, dabei aber zu wenig Obst, Gemüse und Fisch: Zu diesem vernichtenden Urteil kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Für die Studie wurden rund 1000 Kitas deutschlandweit zu ihrem Verpflegungsangebot befragt. In nur 12% der Tagesstätten kommt mittags genug Obst auf den Tisch. Ausreichend Gemüse gibt es bloß in jeder fünften Einrichtung. Und gemessen an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, bieten drei Viertel aller untersuchten Kindergärten und Kitas zu häufig Fleisch an. Gesunder Fisch schafft es nur in jeder dritten Betreuungsstätte oft genug auf den Tisch.

Hinzu kommt, dass in nur jeder dritten deutschen Kita überhaupt noch selbst gekocht und frisch zubereitet wird. Die anderen Einrichtungen lassen sich ihr Essen von einem Caterer bringen. Das liegt wohl an den Räumlichkeiten, bei denen die Studie ebenfalls Mängel aufgedeckt hat: Eine große Zahl der Kitas ist gar nicht auf eine angemessene Verpflegung ausgerichtet, die Kita-Küchen sind oft viel zu klein. Die Studie deckte außerdem auf, dass nur knapp jede dritte Kita über einen Speisesaal verfügt und nur jede dritte Einrichtung Küchen-Fachpersonal beschäftigt.

Grund für die unausgewogene Verpflegung könnten laut DGE die niedrigen Kosten für das Kita-Essen sein. Pro Mahlzeit zahlen Eltern durchschnittlich 2,42 Euro – „das ist zu wenig, um ein hochwertiges Essen zu servieren“.

Die Hälfte aller Eltern ist aber bereit, für mehr Qualität auch mehr zu zahlen

Von den 81% der Eltern, die derzeit für den Kita-Platz ihres Kindes bezahlen, bewertet mehr als die Hälfte (52%) ihren jetzigen Beitrag als angemessen. 46% dieser Elterngruppe empfinden ihn als zu hoch. Fast alle Eltern (95%) fordern von der Bundesebene, sich stärker an der Finanzierung der Kinderbetreuung zu beteiligen. Für ein gesünderes Essen für ihre Kinder würden aber trotzdem 48% selbst tiefer in die Tasche greifen.

Das Problem: DGE-Standards werden nicht eingehalten

Die festgelegten Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die sog. DGE-Standards für die Schulverpflegung, gibt es seit 2007, für Kitas seit 2009. Die Qualitätsstandards sind im November 2014 in einer vierten, überarbeiteten Auflage veröffentlicht worden. Sie sind wie zuvor von einem wissenschaftlichen Gremium erarbeitet und mit Fachreferenten und Praktikern abgestimmt worden. Demnach besteht eine gesunde Mittagsmahlzeit aus einem Hauptgericht inklusive Gemüse (gegart oder als Rohkost) und Stärkebeilage sowie einem Getränk mit mindestens 200 ml. Als Getränk kommen vor allem Trink- oder Mineralwasser sowie ungesüßter Früchte- oder Kräutertee in Frage. Doch bisher haben diese Standards nur in Berlin und im Saarland Gültigkeit. Eine Umfrage ergab, dass alle anderen Bundesländer nicht vorhaben, sie verbindlich vorzugeben. Zwar loben alle Kultusministerien die Standards, doch Schulen und Kindertagesstätten sind beim Thema gesunde Verpflegung auf sich allein gestellt.

Parallel zum DGE-Zertifikat gibt es jetzt auch die Zusatz-Auszeichnung „Nachhaltige Verpflegung“

Mehr Interesse und Engagement für das Thema gesundes Essen verspricht sich die DGE zudem durch die Auszeichung "Nachhaltige Verpflegung". Diese wurde im November 2016 erstmals an Betriebe, Kitas, Schulen, Hochschulen, Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, stationäre Senioreneinrichtungen, Anbieter von „Essen auf Rädern“ sowie Caterer verliehen. „Damit setzen wir einen neuen Akzent in der Gemeinschaftsverpflegung. Die Betriebe zeigen, dass eine zeitgemäße und verantwortungsvolle Ernährung beides beinhaltet: Gesundheitsförderung und nachhaltiges Handeln“, so DGE-Präsidentin Prof. Ulrike Arens-Azevêdo.

Eine Übersicht über die ausgezeichneten Kitas finden Sie hier:
https://www.dge.de/uploads/media/DGE-Pressemeldung-intern-10-2016-Logo-Nachhaltigkeit.pdf

Schweinefleisch soll vom Speiseplan gestrichen werden

Vor allem das Schweinefleisch, welches viel zu oft eine Komponente der Kita- und Schulmahlzeiten war, wurde kritisiert. Das Schweinefleisch soll deshalb komplett vom Speiseplan deutscher Schulen und Kitas verschwinden. Nicht nur, weil viele Kinder es aus religiösen Gründen nicht essen, sondern auch, weil es ungesünder ist als anderes Fleisch. Viele sehen diese Veränderung aber kritisch, wie der Ernährungsminister Christian Schmidt beispielsweise: „Es kann nicht sein, dass wir Schweinefleisch, das Teil unserer Ernährung und Esskultur ist, einfach von den Speiseplänen verbannen“. Doch die Bewegung ist wie die „WAZ“ berichtete in vollem Gange. Einige Städte in Deutschland haben Schweinefleisch bereits vollständig aus den Schulen, Kitas und Kindergärten verbannt. In anderen sinkt die Nachfrage immer weiter.



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