Gesellschaft

Nachhaltigkeit im Schulunterricht

Bei vielen Schulen werden Nachhaltigkeitsthemen in den Schulalltag integriert. Welche Schulen das sind und wie das funktionieren kann, erfahrt ihr hier.

Nachhaltigkeit in der Schule
Designelement

Bei vielen Schulen werden Nachhaltigkeitsthemen in den Schulalltag integriert. Welche Schulen das sind und wie das funktionieren kann, erfahrt ihr hier.

28.01.2020 - Bild: Pixabay (Symbolbild) Ein Beitrag von Deborah Iber

 

Schulen mit nachhaltigem Fokus

Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema, das ökologische, ökonomische und soziale Bereiche betrifft. Je früher ein Verständnis dafür entwickelt wird, desto besser kann damit umgegangen und Maßnahmen für eine nachhaltigere Zukunft geschaffen werden.

Früh ein Verständnis für Nachhaltigkeit entwickeln – das geht am besten in der Schule. Dort kann den Schülern auf verschiedene Weisen die Wichtigkeit von Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen ans Herz gelegt werden.

Das Aktionsprogramm der UNESCO „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) zielt genau darauf ab: Den Schüler/innen und auch den Lehrkräften sollen Kompetenzen vermittelt werden, mit denen sie die Zukunft aktiv in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung gestalten können. Dazu zählen neben den Kenntnissen zu Umweltschutz und Menschenrechten auch die Fähigkeit, kritisch zu Denken und teamfähig zu handeln sowie die Themen Demokratie, Toleranz und Erhaltung der Umwelt.

Weltweit gibt es bisher über 10.000 Schulen, die sich an dem Programm beteiligen und den Ansatz der BNE in den Schulalltag integrieren. Auch in Deutschland sind einige davon anzutreffen. Wir möchten euch in diesem Beitrag drei dieser Schulen und ihren individuellen Lehransatz vorstellen.
 

Wie ein nachhaltiger Schulalltag aussehen kann

Wir stellen euch nun kurz die Mathilde Anneke Gesamtschule in Münster, das Georg-Büchner Gymnasium in Seelze-Letter, sowie das Hainberg-Gymnasium Göttingen vor. Deren Einsatz für Umwelt und Menschen fanden wir besonders spannend und lesenswert. Außerdem haben wir zum Schluss noch ein Interview mit dem Schulleiter des Hainberg Gymnasiums für euch.

Mathilde Anneke Gesamtschule in Münster

Die Gesamtschule integriert den Nachhaltigkeitsansatz in den Schulalltag und bezieht ökonomische, ökologische und soziale Aspekte mit ein. Zum einen haben Schüler/innen die Möglichkeit, sich in sozialen und/ oder umweltfreundlichen Projekten zu beteiligen. Diese drehen sich unter anderem um nachhaltige Lebensmittel, Recycling, den Erhalt der Bienen, faire Mode und nachhaltiges Wirtschaften. Ab der Jahrgangsstufe acht können sich die Schüler/innen außerdem für ein Wahlpflichtfach entscheiden, das sich „Save the planet – Umwelt und Nachhaltigkeit an der MAG“ nennt. Dabei wird den Jugendlichen Wissen zu den Themen Upcycling, Artenschutz, erneuerbare Energien und vielem mehr vermittelt. Neben den Angeboten im Unterricht setzt die Schule auch auf eine umweltfreundliche und nachhaltige Architektur. Der Neubau der Schule soll mit ökologischen Materialien gebaut werden. Außerdem soll innerhalb des Schulgebäudes der Fokus auf Teamräume und sogenannte Ermöglichungsräume gelegt werden.

Georg-Büchner Gymnasium in Seelze-Letter

Das Georg-Büchner Gymnasium ist als „Umweltschule“ bekannt und möchte im Schulalltag das Bewusstsein für umweltfreundliches Verhalten schaffen, bei den Schüler/innen genauso wie bei den Lehrer/innen. Dabei zielt die Schule vor allem auf die Themen Energieeinsparung, Müllvermeidung und Mülltrennung ab. Zur Verbreitung des notwendigen Wissens in diesen Bereichen gibt es in jeder Schulklasse eine/n sogenannte/n Klimalotse/in. Diese werden durch eine Lehrperson geschult, die für den Umwelt- und Klimaschutz an der Schule verantwortlich ist. Das erlernte Wissen sollen die jeweiligen Schüler/innen dann in ihrer Klasse verbreiten. Neben diesem Lehr-Ansatz möchte die Schule das umweltbewusste Verhalten auch in die Tat umsetzen. So achtet das Gymnasium beispielsweise auf Mülltrennung, die Nutzung von Recycling-Papier und die Einsparung von Energie.

Hainberg-Gymnasium in Göttingen

Die Schule ist seit 1993 Mitglied des UNESCO Schulnetzwerks und vermittelt den Schülern die Nachhaltigkeitsthemen im Unterricht und durch Projektarbeiten. Das Gymnasium spezialisiert sich dabei auf die Themen Umweltschutz, Menschenrechte und Bekämpfung von Armut. Dafür setzt die Schule auf internationale Schulpartnerschaften und bietet den Schüler/innen die Möglichkeit, sich an dortigen und auch lokalen Projekten zu beteiligen. Außerdem gibt es eine große Auswahl an Wahlpflichtfächern und Schüler-AG´s, die sich mit den oben genannten Themen befassen. Seit 2014 gibt es zum Beispiel eine Schülerfirma, in der die Schüler/innen biologisch hergestellte und fair gehandelte Macadamia-Nüsse verkaufen und so erste Kompetenzen im nachhaltigen Wirtschaften erlangen können. Die Schule bietet auch Projektfahrten, die mit der UNESCO in Verbindung stehen, an und setzt sich für eine Vielzahl von Projekttagen innerhalb des Schuljahres ein. Die relevanten Themen werden außerdem in fächerübergreifenden Unterrichtseinheiten behandelt.

Wir haben den Schulleiter des Hainberg Gymnasiums, Georg Bartelt, zum nachhaltigen Schulunterricht interviewt.

LIFEVERDE: Beschreiben Sie uns mal, wie ein Schultag an Ihrer Schule abläuft. Unterscheidet dieser sich stark von „nicht-nachhaltigen“ Schulen?

GEORG BARTELT: Unser Tagesablauf ist sehr normal, unterscheidet sich also nicht von anderen Ganztagsschulen.

Sie spezialisieren sich auf die Themen Umweltschutz, Menschenrechte und Armutsbekämpfung. Was genau wird den Schüler/innen zu diesen Themen vermittelt?
Wir haben zum einen den normalen Fachunterricht, in dem diese Themen dran sind (in Geschichte, Politik-Wirtschaft, Erdkunde, Religion, Werte und Normen, Philosophie, ...). Darüber hinaus haben wir ein sogenanntes "Unesco-Curriculum", an dem alle Fächer beteiligt sind. Das heißt, dass auch in Mathe Aufgaben zum Beispiel zur Armut oder Armutsbekämpfung gerechnet werden oder im Lateinunterricht die antike Sicht auf Menschenrechte thematisiert wird. Und in den Naturwissenschaften natürlich die Fragen des Naturschutzes und des Klimas immer wieder behandelt werden.

Wie werden die Themen im Unterricht vermittelt? Fachübergreifend oder in speziellen Unterrichtsfächern?
In den Unterrichtsfächern: siehe vorherige Antwort. Darüber hinaus fächerübergreifend in den Wahlpflichtkursen sowie im Seminarfach in der Oberstufe, zudem in regelmäßigen Projekttagen und Projektwochen. Außerdem haben wir eine nachhaltige Schülergenossenschaft, die auch im Rahmen des WPU stattfindet, eine nachhaltige Schülerfirma (im Aufbau) in diesem Rahmen und andere Projekte, die als AGs laufen (z.B. langjährige Partnerschaft mit Schulen in Belarus und Tansania, die sich der Armutsfrage und dem Helfen diesbezüglich widmen).

Ist das Interesse Ihrer Schüler*innen an den Nachhaltigkeitsthemen groß?
Ja, sehr groß! Unsere Schüler*innen sind durch die Bank sehr offen für Fragen der Zukunft, des globalen Lernens und lokalen Handelns - und dies bereits seit Längerem. Auch ungebrochen durch die anhaltende nationalistische Stimmung in vielen Staaten bzw. Globalisierungskritik von rechts.

Zum Schluss zu Ihren Projekten und AGs – können die Schüler*innen bei der Projektauswahl mitbestimmen?
Aber sicher – viele Projekte sind durch Schüler*innen-Initiative entstanden und werden von den SuS inhaltlich mit-/bestimmt! Seit wir die AG "HG queer" haben sowie eine Initiative, um den Baltikums-Austausch wiederzubeleben, gilt es umso mehr, dass die Schüler*innen wesentlich bei der Projektwahl und-entwicklung mitbestimmen.
 

Schulen leisten einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung

Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein können also prima in den Schulalltag integriert werden. Ob durch regionale und internationale Projekte, durch Wahlfächer oder durch die Gestaltung der Schulabläufe – es ergeben sich einige Möglichkeiten, den Schüler/innen die Wichtigkeit eines umweltbewussten und sozialverträglichen Verhaltens beizubringen. Und das auf eine aktive und kreative Art und Weise. So können Schulen einen großen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Wir finden das wirklich super und hoffen, dass sich viele weitere Schulen anschließen.

In unserem Interview mit der Stiftung Bildung erfahrt ihr, wie die Spendenorganisation sich für Bildung mit Nachhaltifgkeitsfokus einsetzt.

 




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