Gesellschaft

Nachhaltige Kaffee-Kapseln

Kaffeekapseln haben einen schlechten Ruf. Die vermeintliche Lösung scheinen kompostierbare Versionen zu sein. Doch stimmt das wirklich?

Kaffeekapseln haben einen schlechten Ruf. Die vermeintliche Lösung scheinen kompostierbare Versionen zu sein. Doch stimmt das wirklich?

19.10.2017 – Ein Beitrag von Bianca Schillinger

Die Deutschen lieben ihren Kaffee. Seit einigen Jahren nicht mehr nur den aus dem Filter, sondern auch gerne die schnelle Tasse aus der Kapselmaschine. Dass das aufgrund des vielen Mülls schlecht für die Umwelt ist, hat sich längst rumgesprochen. Doch sind die biologisch abbaubaren Alternativen eine Lösung?

Falsche Entsorgung macht Recycling unmöglich

Ein Problem der Kaffekapseln aus Alu ist, dass sie falsch entsorgt werden. Würde man sie restentleert in den gelben Sack werfen, könnten sie zumindest teilweise recycelt werden. Meist landen die leeren Behälter jedoch im Restmüll. So werden die neuen Kapseln meist vollständig aus neuem Material hergestellt, nach der Verwendung sind sie Müll.
Wobei natürlich auch das Thema Recycling ein schwieriges ist, da die gelben Säcke vielerorts trotz allem verbrannt werden. Eine Alternative muss her, eine ohne Müllberge.

Die Lösung: Entsorgung im Bio-Müll

Diese Lösung scheinen sogenannte kompostierbare Kaffeekapseln zu sein. 2014 kamen die ersten Exemplare auf den Markt, mittlerweile ist die Auswahl groß:

Beanarella
Die Vorreiter der Bewegung kommen aus der Schweiz. Die Kapseln von Beanarella enthalten kein Aluminium, keine Schwermetalle und keine Weichmacher. Sie bestehen aus Biokunststoff, der teilweise auf der Basis von Mais und Zuckerrüben hergestellt wird, und werden „innerhalb von 4-12 Wochen vollständig abgebaut“. Der Kaffee wird biologisch angebaut und ist Fairtrade-zertifiziert. Wer lieber bei seinem persönlichen Lieblingskaffee bleiben will kann sich auch Leerkapseln zum selbst Befüllen kaufen. Das einzige Problem: Die Kapseln passen nicht in herkömmliche Nespresso-Maschinen, sondern nur in die der hauseigenen Marke.

La Coppa
Die Kapseln der Niederländer La Coppa bestehen „vollständig aus Zuckerrohr und Zuckerrübe“, also aus nachwachsenden Rohstoffen. Innerhalb von 12 Wochen könnten sie darum vollständig abgebaut werden und darum in der eigenen Biotonne entsorgt werden. Inhaltlich setzen auch sie auf nachhaltigen Bio-Kaffee, zumindest bei einigen Sorten. Außerdem passen die Kapseln auch in Nespresso-Maschinen, sind dabei aber günstiger als die Konkurrenz.

Bonga Red Mountain
Auch der Hersteller „Original Food“ setzt auf Kapseln aus Mais und Zuckerrohr, jedoch nur anteilig. Trotzdem sollen auch seine Verpackungen innerhalb von 12 Wochen kompostiert sein. Der äthiopische Wildkaffee ist zertifiziert von Bio, Fairtrade und Naturland-Fair. Der Hersteller unterstützt Projekte in Äthiopien, Ecuador und Nepal.

Das Problem: „kompostierbar“ ist nicht gleich „kompostierbar“

„Kompostierbar“ und „biologisch abbaubar“ klingt ja ganz gut, aber die Realität sieht leider anders aus. Die meisten Hersteller geben für die Kompostierung einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen an. Herkömmliche Kompostierungsanlagen arbeiten jedoch meist in 6-12-Wochen-Intervallen. Befindet sich in diesen Kompostbergen Bioplastik, wird er in dieser Zeit nicht komplett abgebaut und gefährdet so die Qualität des Komposts.
So weit kommt es jedoch meist gar nicht: da Bioplastik nur schwer bis gar nicht von herkömmlichem nicht-kompostierbarem Material zu unterscheiden ist, wird es meist schon vorher aussortiert. So landen die Kapseln gar nicht erst auf dem Kompost sondern wandern direkt in die Verbrennungsanlage. Hier haben sie zumindest einen kleinen Vorteil: da das pflanzliche Ausgangsmaterial weniger CO2 gespeichert hat als die erdölbasierten Varianten, setzt es auch weniger davon frei.

Die beste Alternative: Mehrweg-Kapseln

Die vermeintliche Lösung entpuppt sich also leider nur als „nicht ganz so schlecht“ und ein Schritt in die richtige Richtung. Wobei die kompostierbaren Kapseln trotz allem eine eigentlich unnötige Ressourcen-Verschwendung darstellen. Schließlich setzen auch sie auf eine Basis der Wegwerf-Mentalität. Wer trotzdem nicht auf seine Kapselmaschine verzichten möchte, aber auch keine Lust auf Müllberge hat, kann auf Mehrwegkapseln umsteigen. Diese gibt es mittlerweile von vielen Anbietern und in verschiedenen Ausführungen. Sobald man Lust auf eine Tasse Kaffee bekommt füllt man seine Lieblingssorte einfach in den kleinen Metallbehälter und los geht’s. Danach wird er, wie ein Teesieb, einfach gereinigt und ist von neuem einsatzbereit.

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Kommentare
Heiner Petersen
02.11.2017
Wo bitte ist dann der Unterschied zu einer Kaffeemaschine mit Siebträger? Bevor ich die Kapseln mühsam fülle habe ich schon zweimal den Siebträger geleert..?????

Mr. Bean
20.10.2017
Tja, wenn das mal so einfach wäre. Auch fair gehandelter Bio-Kaffee muss erst über Tausende Kilometer nach Europa transportiert werden. Dazu wird Schweröl verbrannt, und die Abgase ungefiltert verblasen. Dann wird der Rohkaffee mit Atom- oder Kohlestrom geröstet.
Mal ganz davon zu schweigen, dass für einen Espresso 8 Liter Wasser benötigt werden. Von der Blüte bis zur Tasse.
Und dann tut man so, als ob der Verzicht auf Alukapseln den Planeten retten könnte.
... wer den (die?) Fehler findet darf ihn (sie?) behalten...

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