Gesellschaft

Klimaschutz durch CO2-Kompensation – Climate Company über die Möglichkeiten

INTERVIEW | Wo CO2-Emissionen nicht vermieden werden können, kann deren Kompensation eine klimafreundliche Lösung sein. Herbert Haberl von Climate Company erklärt den Vorgang.

INTERVIEW | Wo CO2-Emissionen nicht vermieden werden können, kann deren Kompensation eine klimafreundliche Lösung sein. Herbert Haberl von Climate Company erklärt den Vorgang.

10.03.2022 | Ein Interview geführt von Deborah Iber | Bild: Annie Spratt, Unsplash


Das klimafreundlichste Leben wäre natürlich das, bei dem keinerlei (CO2-)Emissionen ausgestoßen werden. In der heutigen Zeit ist das allerdings kaum möglich. Daher gilt es, CO2 einzusparen. Die nicht vermeidbaren Mengen können dann durch Kompensationsprogramme ausgeglichen werden. Climate Company bietet Privatpersonen und Unternehmen die Möglichkeit, ihre CO2-Emissionen durch ausgewählte Klimaschutzprojekte zu kompensieren. Wie das genau funktioniert und welche Projekte das sind, erklärt Nachhaltigkeitsmanager Herbert Haberl im Interview.

LifeVERDE: Herbert, inwiefern leistet die Kompensation von CO2-Emissionen einen Beitrag zu einem klimafreundlichen Leben?

Herbert: Wir alle verursachen durch unseren Konsum und unsere Arbeit CO2-Emissionen. Solange die Wirtschaft von der Verbrennung fossiler Brennstoffe abhängig ist, um Energie bereitzustellen, ist das gar nicht anders möglich. Da wir auch bei einem besonders achtsamen und emissionsarmen Lebensstil immer noch für eine gewisse Grundmenge an Emissionen verantwortlich sind, können wir zum Klimaschutz einen Beitrag leisten, indem wir diese Restemissionen ausgleichen bzw. kompensieren. Dadurch erreichen wir, privat oder als Unternehmen, Net-Zero Emissionen – auf Deutsch sagt man dazu auch Klimaneutralität. Wir gleichen also so viele Emissionen an anderer Stelle aus, wie wir selbst verursachen. Als Privatperson kann ich zum Ausgleich meiner CO2-Emissionen bei Climate Company Klima-Urkunden kaufen, mit denen in den Klimaschutz investiert wird.

Die Kompensation von Treibhausgasemissionen funktioniert mithilfe internationaler Klimaschutzprojekte. Durch den Kauf unserer Klima-Urkunden investieren unsere Kund*innen in diese Projekte, die mithilfe unterschiedlicher Methoden Emissionen verhindern oder einsparen. Wie das genau funktioniert, hängt von der Projektart ab. Es gibt beispielsweise erneuerbare Energien-Projekte wie Solar-, Wind- und Wasserkraftprojekte, oder solche Projekte, die Abfallprodukte zur Energiegewinnung weiterverwerten. Und wieder andere Projekte, die den Brennstoffverbrauch von Firmen oder Privathaushalten reduzieren oder das Verkehrsaufkommen verringern und so Emissionen reduzieren.

Es gibt aber auch Projekte, die nur dadurch CO2 einsparen, dass sie relativ zur Norm gesehen „weniger schlimme“ Verschmutzer sind, obwohl sie dennoch große Mengen an Treibhausgasemissionen in die Luft blasen – effiziente Gaskraftwerke etwa. Solche Projekte bieten wir aus Prinzip nicht an, genau so wenig wie Projekte, die Umweltschäden verursachen oder die die Massentierhaltung unterstützen – einen der größten Klimasünder unserer Zeit. Bei unseren Projekten kannst du sicher sein, dass genau die Menge an CO2-Emissionen, die du kompensierst, tatsächlich eingespart wurde. Unsere Projekte sind alle drittgeprüft und haben ein aufwändiges Zertifizierungs-Verfahren durchlaufen, das ihre Klimaschutz-Effizienz sowie ihre soziale und ökologische Integrität unter die Lupe genommen hat.


Das Team von Climate Company (Bild: Climate Company).

Welche CO2-Mengen kann ich kompensieren und woher weiß ich, wie viele Emissionen ich eigentlich verursacht habe?

Zum mühelosen Berechnen des persönlichen CO2-Fußabdrucks gibt es einige sehr hilfreiche Online-Tools, wie z.B. den CO2-Rechner des Umweltbundesamts. Prinzipiell kann jede CO2-Menge kompensiert werden. Allerdings gilt es zu beachten, dass Emissionsminderungen immer in Tonnen berechnet werden, weshalb es nur möglich ist, auf Tonnen gerundete Beträge über Climate Company zu kompensieren. Zudem kann es bei größeren Mengen sein, dass wir nicht mehr genügend Tonnen von einem gewünschten Projekt auf Lager haben und daher ein anderes Klimaschutzprojekt gewählt werden muss.

Was ist euch bei der Auswahl eurer Klimaschutzprojekte wichtig?

Wie bereits erwähnt, gibt es Projekttypen, die wir kategorisch ausschließen. Dazu zählen Projekte, die selbst fossile Energieträger verbrennen, die die Massentierhaltung unterstützen oder Wasserkraftprojekte, für die große Staudämme bzw. Talsperren gebaut wurden. Diese haben oft unverhältnismäßige Auswirkungen auf die Natur bzw. die Menschen, wenn sie große Flächen überfluten und den natürlichen Flusslauf unterbrechen.

Bei den Klimaschutzprojekten ist uns wichtig, dass sie möglichst nicht nur Treibhausgasemissionen verringern, sondern auch positive Auswirkungen auf die Lokalität haben, etwa durch Umweltschutz, Technologietransfer oder Armutsbekämpfung. Hier zeichnen sich insbesondere die Klimaschutzprojekte des Gold Standard aus, der soziale und ökologische Verbesserungen zur Voraussetzung gemacht hat. Wir verstehen aber auch Kund*innen, die sich die deutlich höheren Preise des Gold Standard nicht leisten können oder wollen und bieten daher ebenfalls Projekte geringerer Standards an, sofern diese unseren Mindestanforderungen in Bezug auf Integrität und Zusätzlichkeit gerecht werden.

Angebote zur CO2-Kompensation gibt es mittlerweile einige. Was zeichnet Climate Company als Anbieter aus?

Wir akzeptieren kein Greenwashing und keine Verbrauchertäuschung – weder bei unseren Lieferanten, noch bei uns, noch bei den Kund*innen.

Wir achten genau darauf, welche Klimaschutzprojekte wir in unser Portfolio aufnehmen. Außerdem habe wir im Puncto Transparenz einen Riesenvorteil gegenüber unserer Konkurrenz: Sämtliche Kompensationen von CO2-Emissionen, die durch uns erfolgt sind, können einfach im offiziellen Register der jeweiligen Zertifizierungsgesellschaft des Klimaschutzprojektes nachvollzogen werden. Dort gibt es einen öffentlich einsehbaren Löscheintrag mit einzigartiger Löschnummer, der bestätigt, welche Menge CO2 Climate Company wann entwertet bzw. zur Kompensation eingesetzt hat.

Privatkund*innen können in sicherer Qualität – für sich oder als Geschenk für Bekannte oder Kleinunternehmen – ausgleichen und so einen Beitrag leisten auf dem Weg zu einem klimaneutralen Europa.

Darüber hinaus stellt Climate Company hohe Ansprüche an seine Geschäftskund*innen: Wir fordern von unseren Unternehmenskund*innen einen Nachweis für echte Nachhaltigkeitsbemühungen. Ohne Nachweis, dass die betrieblichen CO2-Emissionen bereits verringert oder Maßnahmen zur Verringerung eingeführt wurden, kann bei uns keine Kompensation stattfinden. Zur Überprüfung der Kompensation verlinken wir den jeweiligen Löscheintrag über unsere Echtheitsprüfungs-Funktion auf unserer Webseite.

Wie läuft die CO2-Kompensation bei Unternehmen konkret ab?

Wir klären zunächst ab, um welche Art von Unternehmen es sich handelt und welcher Natur die gewünschte Kompensationsleistung ist: Ob etwa ein Produkt, dessen Verpackung, Lieferung oder eine Dienstleistung klimaneutral gestellt werden soll, oder ob die Emissionen von Strom, Heizung und sonstigem Kraftstoffverbrauch bei einem Nicht-Wohngebäude, einer Geschäftsreise oder einer Veranstaltung kompensiert werden sollen.

Wir ermitteln dann, welchen Aufwand die Berechnung der insgesamt zu kompensierenden CO2-Menge macht, was auch für die Preisbildung eine Rolle spielt. Unser Standardverfahren für Unternehmen, die ihren Unternehmenssitz klimaneutral stellen wollen, sieht vor, dass diese uns einen EBN-Bericht oder eine vergleichbare Untersuchung ihrer Treibhausgasemissionen vorlegen, damit wir berechnen können, wieviel CO2 sie im Durchschnitt pro Jahr ausstoßen. Denn unsere Klimaneutralitäts-Urkunden für Unternehmen gelten immer für genau ein Jahr. Danach müssen erneut die Emissionen ermittelt und eine neue Urkunde erstellt werden, wobei die Ermittlung nicht jedes Jahr von Drittparteien vorgenommen werden muss. Nur beim ersten Mal, dass eine Firma bei uns Treibhausgasemissionen kompensiert, sollte eine fachgerechte Prüfung der Firmenemissionen erfolgen bzw. vor Kurzem erfolgt sein, sodass wir uns bei der Kompensationsmenge auf echte Daten stützen können.

Dass wir so vergleichsweise strikt mit unseren Unternehmenskund*innen sind, hat im Übrigen auch für diese selbst große Vorteile: Greenwashing oder Verbrauchertäuschung hat keinen Platz in unserer Welt und wir stellen mit unserer Vorgehensweise sicher, dass Unternehmen, die bei uns CO2-Emissionen kompensieren, keinerlei Greenwashing-Anschuldigungen von der Öffentlichkeit zu befürchten brauchen. Wir setzen mit Climate Company den Maßstab für seröse, revisionssichere und lebensdienliche CO2-Kompensation.


Das Siegel des Climate Company Kunden abacus, bei dem der QR-Code gescannt und die Echtheit des Zertifikats nachgewisen werden kann (Bild: Climate Company).

Maßnahmen zur Verhinderung von Grünfärberei

Zusammenfassend verhindern wir Greenwashing, indem wir

  1. von unseren Unternehmenskund*innen verlangen, zunächst ihre CO2-Emissionen zu bemessen und anschließend nachweislich zu reduzieren, ehe sie über uns die Restemissionen kompensieren.
  2. bei der Projektauswahl sichergehen, dass wir ausschließlich in hochwertige und seriöse Klimaschutzprojekte investieren, die den Zielen für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) der UN sowie den korrespondierenden nationalen Zielen durch ihr soziales und ökologisches Engagement sowie echte Emissionseinsparungen gerecht werden.

Noch besser als CO2 zu kompensieren ist es, die Emissionen zu vermeiden. Was sind die ersten Schritte zu einem CO2-freieren Alltag?

Jeder Mensch kann etwas zum Erhalt unseres Klimas und einer lebenswerten Umwelt beitragen. Der erste Schritt sollte immer sein, sich über zuverlässige Quellen zu informieren, um zunächst das Problem des Klimawandels zu verstehen und sinnvolle Handlungsmöglichkeiten aufzudecken. Wer dieses Interview liest, hat damit schon angefangen. Äußerst hilfreich sind zum Beispiel das „Kompetenzzentrum Nachhaltiger Konsum“ des Umweltbundesamtes, Verbraucherratgeber wie Utopia oder gleich die „Klima-App für mehr CO2-Bewusstsein im Alltag – Codyo“.

Konkrete erste Schritte hin zu einem CO2-freieren Leben können beispielsweise die Umstellung auf 100% Grünstrom, die Verbesserung der Wärmeisolation im Haus, die vermehrte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie das Vermeiden unnötiger Autofahrten, Zugreisen statt Flugreisen oder die Umstellung der Ernährungsweise hin zu mehr pflanzlicher Nahrung und weniger Tierprodukten – insbesondere Rindfleisch – sein.

Wie schätzt ihr das Klimaziel 2050 ein – kann eine Reduktion der CO2-Emissionen um 95% gelingen? Was muss dafür noch geschehen?

Der mit Abstand größte Treiber der Emissionen ist nach wie vor die Energieerzeugung. Bevor wir nicht einen klaren Ausstieg aus der Kohle, Öl und anschließend auch Gas vollziehen, wird das Einhalten der Klimaziele ein reiner Wunschtraum bleiben. Dafür ist es notwendig, so schnell wie möglich die erneuerbaren Energien massiv auszubauen.

Darüber hinaus wird es wichtig sein, Grundlagen für einen umfassenden Wandel in Richtung Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Die EU ist bereits fleißig dabei, Finanzströme in Richtung Nachhaltigkeit umzulenken und auch die internationale Finanz- und Bankenbranche hat das Feld für sich entdeckt.

Zukünftig werden es nicht-nachhaltige Unternehmen weltweit immer schwieriger haben, an einen (akzeptablen) Kredit zu kommen. Banken wissen, das nachhaltige Unternehmen weniger Risiken und bessere Renditen haben als traditionelles Wirtschaften.

Wir glauben, dass es bis 2050 gelingen kann, die nötigen Minderungen der Treibhausgasemissionen zu erreichen, wenn Politik und Öffentlichkeit den Druck auch durch eine wettbewerbsneutrale Regulierung aufrechterhalten und wir es schaffen, auch konstruktiv mit den Unternehmen zusammenzuarbeiten. Unternehmer*innen sind schließlich auch Menschen: die Wenigsten von ihnen wünschen sich eine Zukunft, in der wir um die Versorgung selbst mit grundlegendsten Gütern wie Sicherheit und Wasser bangen müssen. Wer im Detail nachlesen möchte, wie ein klimaneutrales Europa realisiert werden kann, der möge sich die Rescue-Studie des Umweltbundesamts anschauen.

Vielen Dank für das Interview, lieber Herbert!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Climate Company stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

_________________________

Das könnte dich auch interessieren: Klimaschutz und Wirtschaft – wie ein Unternehmen zum Climate Champion wird

Folge uns auf Instagram, um keine nachhaltige Alternative mehr zu verpassen: LifeVERDE




Kommentar erstellen

Name *
E-Mail *
URL
Kommentar *


Grüne Unternehmen