Gesellschaft

Kleidertauschparty: Tausch dich glücklich!

Tausch deine ausrangierten Klamotten gegen die alten Kleidungsstücke anderer Fashion-Queens, spare Geld und werde glücklich.

Tausch deine ausrangierten Klamotten gegen die alten Kleidungsstücke anderer Fashion-Queens, spare Geld und werde glücklich.

13.09.2018 | Ein Beitrag von Maike Merrem und Maleen Focken | Bild: Unsplash

Eine Kleidertauschparty funktioniert ganz simpel: Modeliebhaber*innen treffen sich zu einem ausgemachten Termin und bringen ihre aussortierten Klamotten mit. Auf der Party werden die Kleidungsstücke anderer Partygäste gesichtet, anprobiert und untereinander ausgetauscht. Der eigene Kleiderschrank wird mit neuen Lieblingsstücken aufgefüllt. Das Beste: Kleiderschrank und Geldbeutel bedanken sich herzlich, denn das eine quillt nicht über und das andere schaut nicht ins Leere. Erfahre hier, wie du dich und die Umwelt glücklich tauschen kannst.

Philosophie der Mode

In uns Menschen walten gegensätzliche Kräfte, und zwar der Nachahmungstrieb und das Bedürfnis, uns von anderen abzuheben. Der Philosoph und Soziologe Georg Simmel hat diesen menschlichen Dualismus vor mehr als 100 Jahren in seiner „Philosophie der Mode“ ausführlich geschildert. Diese dualistischen Kräfte verwirklichen sich durch Kleidung, damals wie heute. Wir eifern pausenlos Modetrends nach, um uns von der Mehrheit der Gesellschaft abzuheben und einer Elite anzuschließen. Nun ist es so, dass Mode vergänglich und willkürlich ist. Ist sie in, ist sie schon wieder out. Wir kaufen und kaufen und haben am frühen Morgen doch nichts zum Anziehen. Denn es ist nicht nur der Trend, dem wir entgegenstreben, sondern auch unsere Individualität, die wir durch unser äußeres Erscheinungsbild, sprich Mode, verkörpern. Kleider machen Leute.

Der Kleiderschrank quillt über mit Kleidungsstücken, die irgendwann einmal in gewesen sind. Nach einiger Zeit und vielen weiteren Modetrends haben wir uns an dem, das wir einst voller Vorfreude gekauft haben, satt gesehen. Einige Lieblingsstücke haben wir nahezu tagtäglich getragen, jetzt liegen sie in der hintersten Ecke im Kleiderschrank. Wir haben uns verändert, wir sind erwachsener geworden. Unsere Klamotten passen nicht mehr zu der Person, die wir jetzt in diesem Moment sind, die wir sein wollen. Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen.

Kleidertauschpartys für langfristige Glücksgefühle

Im Kleiderschrank türmen sich alte Lieblingsstücke, ganz besondere Outfits, Kleidung mit Geschichte von den Eltern und Großeltern, die eigentlich gar nicht passen. Teile, die viel zu gut für die Tonne sind. Neue Klamotten kaufen kostet: Geld, Zeit und noch mehr Platz im Kleiderschrank. Pro: Kurzfristiger Ausschuss von Glückhormonen. Die Betonung liegt auf „kurzfristig“. Kleidertauschpartys möchten diesen Phänomenen abdanken.

Kleiderhaufen

Teilen (und tauschen) macht glücklich

Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude. Sind wir freigiebig und geben ein Stück von unserem Glück ab, nehmen wir auch an der Freude des Anderen teil und verdoppeln unser Glück. Das Leben besteht aus Geben und Nehmen. Warum dann nicht gleich auch die Klamotten teilen bzw. austauschen? Anstatt sich stundenlang in Online-Shops zu verlieren oder sich durch die Innenstadt zu schlängeln und Ewigkeiten vor der nächsten Umkleidekabine zu warten, bieten uns Kleidertauschpartys ein echt soziales und besonderes Ereignis. In lustiger und gemütlicher Runde sichten wir Klamotten, probieren sie bei Bedarf an und tauschen nach Lust und Laune aus. Ob das eine dem anderen Kleidungsstück in seinem Wert entspricht, ist da wirklich nebensächlich. Hauptsache alle gehen mit glücklicher Miene zurück in die eigenen vier Wände und begutachten sich noch eine ganze Weile zufrieden im Spiegel.

Aufräumaktion starten und Freiraum schaffen

Es bietet sich immer an, den Kleiderschrank mal so richtig auszumisten. Der jährliche Frühjahrsputz, der Rückzug ins gemütlich warme Zuhause im Herbst oder der Beginn des neuen Jahres mögen da vielleicht ganz besonders gute Gründe liefern, aufzuräumen, doch so eine Aufräumaktion ist letztendlich an keine Zeit gebunden.

Räume dir doch gleich heute Abend einige Stunden frei, stelle dich guten Mutes vor deinen Kleiderschrank und frage dich bei jedem einzelnen Teil: Habe ich das Oberteil schon einmal getragen? Werde ich mich jemals überwinden, das Etikett dieser nagelneuen Hose abzumachen? Gibt es etwas, das mich an diesem Pullover stört? Zwickt er? Juckt er? Ist er zu klein, zu groß? Bin ich noch immer ich, wenn ich dieses Kleid trage? Diese Fragen können dabei helfen, zu entscheiden, ob das Kleidungsstück weiterhin einen Platz im Kleiderschrank verdient oder doch lieber bei der nächsten Tauschparty gegen ein neues Lieblingsteil ausgetauscht werden soll.

Gutes Gefühl für Mensch, Umwelt und Kleiderschrank

Ein gut geordneter und minimalistischer Schrank kann viel mehr Lebensfreude schaffen, als ein überfüllter und chaotischer es womöglich jemals tun mag. Wenige, aber dafür ausgefallene Secondhand-Stücke und fair produzierte Basics schaffen mehr Qualität im Kleiderschrank. Das macht sich bezahlt, nicht nur für das gute Gefühl, sondern auch für die soziale und ökologische Komponente der Nachhaltigkeit. Kleidung bleibt in ihrem Werkstoffkreislauf und/oder wird unter fairen und nachhaltigen Bedingungen produziert. Da freuen sich Mensch, Umwelt und der Kleiderschrank.

Verkaufen, tauschen oder verschenken?

Aussortiere Klamotten können natürlich auch verkauft werden, wenn sie noch gut in Schuss sind. Auf Online-Plattformen wie Vinted oder eBay Kleinanzeigen kannst du deine Kleidungsstücke zum Verkauf, aber auch zum Tausch anbieten oder sie als „zu verschenken“ markieren. All das kostet aber Zeit und Nerven, denn zunächst müssen attraktive Bilder bei angemessenen Lichtverhältnissen geschossen, dann eventuelle Mängel kommentiert, ein Preis festgelegt und eine Beschreibung beigefügt werden. Bis dann jemand Interesse bekundet hat, ein Gesamtpreis verhandelt und die Ware verschickt wurde, dauert es noch eine Weile. Ein Online-Verkauf ist zwar zeitintensiver als der Weg zum nächstgelegenen Altkleidercontainer doch am Ende des Tages sind beide Partien glücklicher als zuvor: Der eine mit einem neuen Kleidungsstück in den Händen, die andere mit etwas mehr Geld auf dem Konto und einem weiteren freien Kleiderbügel.

Fun Fact: Flohmärkte gibt es nicht nur online, sondern auch in echt. Hierfür muss meist ein ganzer Tag freigeräumt werden und eine Standgebühr entrichtet werden. Dann wird mit Personen unterschiedlichen Alters gefeilscht, gelacht und geplaudert. Anstatt Fotos zu schießen und eine ausführliche Beschreibung jedem Artikel anzufügen, gehören zur Vorbereitung des Flohmarktverkaufs die Zubereitung von genügend Proviant und die Anfahrt zum Verkaufsplatz mit Tisch und Stühlen.

Möchtest du dir nicht die Mühe machen, deine aussortierten, aber noch gut erhaltenen Klamotten selbst zu verkaufen, kannst du sie in Secondhand-Läden abgeben, Freundinnen schenken oder an Kleiderkammern wie dem Caritas oder dem Deutschen Roten Kreuz spenden. Achte bei den städtischen Kleidercontainern darauf, wo die Kleidung hin transportiert wird. Nicht immer kommen die Kleidungsstücke dort an, wo sie eigentlich dringend benötigt werden.

Kleiderstange

Private und öffentliche Kleidertauschpartys

Einfach machst du es dir, wenn du zu einer privaten Kleidertauschparty einlädst. Erzähle deinem Freundeskreis von den vielen Vorteilen, die eine Tauschparty so bereithält. Leckere Snacks, erfrischende Getränke und gute Musik lockern die Stimmung auf und machen es so richtig gemütlich. Lasst euch überraschen, was ihr im Kleiderschrank der anderen Gäste so alles findet. Deine eigene Tauschparty verspricht neben neuen Lieblingsstücken jede Menge Spaß und gesellschaftlichen sowie ökologischen Mehrwert. Nicht nur Klamotten, sondern auch Accessoires, Mützen, Taschen, Tücher und vieles mehr sollten nicht im Kleiderschrank verstauben, sondern Teil der Party sein. Ist das tolle Kleid der Freundin zu groß, du kannst es trotzdem nicht widerstehen? Macht nichts! In jedem Freundeskreis gibt es mindestens eine Person, die mit einer Nähmaschine umzugehen weiß. Kleiner Pluspunkt: Je mehr Partygäste, desto vielfältiger die Kleiderauswahl.

Nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch in öffentlichen Räumen vieler Großstädte ist dieser Trend angekommen. In Berlin gibt es z.B. gleich mindestens zwölf Orte, an denen bunt gemischt und getauscht wird. Darunter den Schenkladen Systemfehler in Friedrichshain-Kreuzberg und die Austausch-Café Oase in Pankow. Nichts wie hin da!

Tausch dich glücklich!

Eine Kleidertauschparty hat so einige Vorteile: Kleidungsstücke bleiben im Werkstoffkreislauf, du sparst Geld, Zeit und Nerven, die Tauschgeschäfte werden zu sozialen Events, die in Erinnerung bleiben. Wenn das nicht einmal nachhaltig ist.

 

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