Gesellschaft

Initiativen für nachhaltigen Fischfang

Rund 57 Prozent der weltweiten Fischbestände wird maximal befischt – 30 Prozent sind überfischt. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, helfen spezielle Initiativen. Auch als Verbraucher hat man gute Möglichkeiten Fisch nachhaltig zu konsumieren.

Rund 57 Prozent der weltweiten Fischbestände wird maximal befischt – 30 Prozent sind überfischt. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, helfen spezielle Initiativen. Auch als Verbraucher hat man gute Möglichkeiten Fisch nachhaltig zu konsumieren.

24.10.2017 – Ein Beitrag von Stefanie Suckau

Zu den am meisten überfischten Gewässern der Welt gehören mit Abstand die der Europäischen Union. Um diese Situation allgemein in den Griff zu bekommen und den Eingriff in die Natur einzuschränken, sind langfristige, ökologische und ökonomisch tragfähige Lösungen von Nöten. Dazu zählen beispielsweise Aquakulturen. Sie stellen eine Möglichkeit dar, um Fischbestände zu erhalten und die Nahrungsmittelproduktion und das Konsumverhalten der Menschen verträglicher zu gestalten. In der Vergangenheit blieben solche allerdings nicht ohne Kritik: Bisherige Konzepte erreichten aufgrund verschiedenster Fäkalien- und Bakterienbelastungen in den Fischbecken und durch den Eingriff in natürliche Ökosysteme nicht die allgemein gewünschte Nachhaltigkeit.

Nachhaltige Aquakulturen und Hydroponik sichern bewussten Lebensmittelkonsum

Eine effektive und darüber hinaus nachhaltige Entwicklung dieses Missstandes findet sich in sogenannter Aquaponik. Dabei handelt es sich um ein System, das zum einen die menschliche Ernährung, zum anderen den Erhalt eines natürlichen Ökosystems sicherstellt. Es verbindet die Fischproduktion durch Aquakulturen und Hydroponikanlagen zur Pflanzenzucht. Beide Systeme in Verbindung führen dazu, dass Fische ebenso wie Pflanzen voneinander profitieren können und so zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion beitragen.

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (IGB) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben in ein Projekt investiert, das sich intensiv mit ebendieser Thematik der Aquaponik beschäftigt: Tomatenfisch ist das Ergebnis dieses Projektes. Es wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem Fische und Tomaten in einem geschlossenen Gewächshaus gemeinsam und zu besten Bedingungen wachsen können. Dabei nutzt man die Tatsache, dass ähnliche Umwelteinflüsse ein effizientes Wachstum von Fischen ebenso wie von Tomaten begünstigen.

Dieses Wissen kann nun weitergehend genutzt und ausgebaut werden, um zukünftig für eine nachhaltige, ressourcenschonende Lebensmittelproduktion sicherzustellen.

Initiativen und Zertifikate helfen bei der richtigen Produktwahl

Auch als Lebensmittelkonsument kann man zu einer klima- und umweltschonenden Fischproduktion beitragen, in dem man bewusst entscheidet, welche Produkte man bezieht.

Das US-amerikanische Unternehmen Love The Wild setzt sich für die Aufklärung über nachhaltige Fischzucht ein und hat sich zum Ziel gesetzt, Verbrauchern einen bewussten Konsum von Fischressourcen aufzuzeigen. Das Unternehmen vermarktet Fisch aus ausgewählten Aquakulturen, der frei von chemischer Medizin, Hormonen und PCBs ist. Zudem verspricht Love The Wild, dass weder das natürliche Ökosystem gestört wird, noch andere Tiere durch fishing-lines und Netze zu Schaden kommen.

In Deutschland helfen verschiedene Zertifikate und Siegel dabei, den richtigen Fisch zu kaufen. Doch nicht jedes Gütesiegel hält, was es verspricht. Bereits in der Vergangenheit wurden Fälle bekannt, in denen Fischereifirmen nicht getreu der für das entsprechende Siegel geltenden Richtlinien gehandelt haben. Dennoch geht das auch anders: Das Siegel des Bio-Anbauverbandes Naturland zeichnet so ausschließlich Produkte aus, die aus ökologischen Aquakulturen stammen. Dabei handelt es sich unter anderem um Bachforellen, Doraden, Edelkrebse und atlantische Lachse. Das Siegel steht aber nicht nur für den Erhalt von natürlichen Fischbeständen, sondern auch für die Einhaltung von Richtlinien zu den Arbeitsbedingungen der Fischer.

Ebenso unterstützt der Bioland-Verband nachhaltige Fischerei. Die Zertifizierung beschränkt sich dabei bisher auf Karpfen. Das Siegel verspricht dabei, dass in den Kulturen geringe Bestandsdichten eingehalten werden. Bei dem Futtermittel der Fische darf es sich dabei ausschließlich um pflanzliches, natürlich aufkommendes Biofutter handeln.

Als praktische Hilfe im Alltag gibt es vom WWF einen mobilen Einkaufsratgeber „Fische & Meeresfrüchte“. Er hilft Verbrauchern dabei, beim Fischkonsum auf Nachhaltigkeit zu achten. Wo, wann und welche Fische man bedenkenlos kaufen kann und welche Produkte man meiden sollte, erfährt man im Web ebenso wie in der App.

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