Vier Jahre in Folge auf Platz 1, seit diesem Jahr auf Platz 2: Die Rede ist von der Platzierung der Dänen im World Happiness Report. Diese jährliche Studie untersucht, wie glücklich Menschen weltweit sind, je nachdem, in welchem Land sie leben. In Dänemark lebten jahrelang die scheinbar glücklichsten Menschen der Welt und wurden im diesjährigen Ranking auch nur knapp von Norwegen überholt. Deutschland schafft es übrigens nur auf Platz 16. Doch was macht die Dänen so zufrieden? Die populärste Antwort lautet: Hygge.
Dunkel, kalt, glücklich
Glück ist schwierig zu fassen. Mancher braucht Geld und Luxus zum Glücklichsein, andere wünschen sich eine Hängematte am Strand oder eine liebevolle Familie. Am angenehmen Klima kann das Glück der Dänen auf jeden Fall nicht festgemacht werden. Denn eisige Winter und frostige Meeresbrisen sind nicht unbedingt Wohlfühl-Wetter. Außer man sperrt die Kälte aus und kuschelt sich mit Tee und Buch vor den Kamin. Genau das bezeichnen die Dänen als „Hygge“, übersetzbar mit „gemütlich“, nett oder „angenehm“.
Wohn- und Lifestyletrend aus dem Norden
Nachdem seit Jahren die Schweden mit IKEA für die Einrichtung deutscher Wohnungen zuständig waren, mischen sich jetzt die Dänen ein. Denn „Hygge“ ist nicht nur eine Stimmung, sondern eine Art zu Leben und vor allem eine Art zu Wohnen. Wer sich bewusst einrichtet und genug Gemütlichkeit schafft, ist schon einen großen Schritt weiter zum hyggeligen Leben. Beim Licht fängt alles an: Indirekte Beleuchtung und flackernde Kerzen sorgen für kuschelige Stimmung. Wer kann, macht dazu ein knisterndes Feuer im Kamin. Der Rest der Wohnung sollte minimalistisch, aber gemütlich sein. Weg also vom kühlen, kargen Loft-Style hin zu schweren Sesseln und dicken Wolldecken. Die wenigen Möbel und Deko-Gegenstände sollen bewusst ausgewählt und sorgsam arrangiert sein. Die klaren Strukturen und dezenten Farben (Stichwort Pastelltöne) sollen die Gedanken beruhigen und beim Entspannen helfen. Dann kann in Ruhe gelesen oder gestrickt werden, während man Selbstgebackenes knabbert und Tee schlürft.
Das Konzept funktioniert für jede Jahreszeit
Doch „Hygge“ geht nicht nur in der kalten Jahreszeit. Einen hyggeligen Sommer hat, wer eine Radtour unternimmt, ein gemütliches Picknick mit Freunden plant und einfach mal den Vögeln beim Singen lauscht. Egal zu welcher Jahreszeit, „Hygge“ lässt sich zusammenfassen zu einem entschleunigten, reduzierten und bewussten Lebensstil. Es gilt, jeden Moment zu genießen und einen Ausgleich zu schaffen zum stressigen Arbeitsalltag und den allgegenwärtigen Schreckensmeldungen der Nachrichten. Das geht mit guten Essen, schönen Büchern und gemütlichen Abenden mit Familie und Freunden.
Durchgestylte Realitätsflucht
Draußen bleiben müssen Themen wie Politik, Finanzen und Probleme. Beim gemeinsamen Kochen solle man sich lieber über schöne Erlebnisse, gute Bücher und das leckere Essen unterhalten. Sonst wird es ganz schnell unhyggelig, und das will ja wirklich niemand. Dass jeder Mensch Momente der Ruhe und Entspannung braucht, ist klar. Niemand kann sich pausenlos mit Problemen, Sorgen und Aufgaben beschäftigen.
Ein bisschen mehr Gelassenheit
Statt mit Chips und Smartphone vor dem Fernseher könnte man doch mal in Ruhe etwas backen. Oder sich mit guten Freunden auf ein Glas Wein treffen und in Erinnerungen schwelgen, anstatt sich über Beziehungsprobleme und Arbeitsstress auszutauschen. Denn ab und zu ist so eine Realitätsflucht genau das, was wir brauchen, um ein bisschen glücklicher zu sein.
Weitere Informationen zum World Happiness Report gibt es hier.
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