Gesellschaft

Ein Interview mit einem engagierten Frankfurter Bürger

Herr Hauschildt war Vogelschutzbeauftragter von Hausen und Praunheim, aber auch nach seinem Amt liegt ihm der Schutz der Vögel am Herzen.

Herr Hauschildt war Vogelschutzbeauftragter von Hausen und Praunheim, aber auch nach seinem Amt liegt ihm der Schutz der Vögel am Herzen.

Herr Hauschildt, Sie leben in Frankfurt am Main, wo Sie sich in der vergangenen Jahren ehrenamtlich als Vogelschutzbeauftragter von Hausen und Praunheim, sowie als Schutzgebietsbetreuer des Hausener Auwaldes engagiert haben. Was genau machen diese beiden Organisationen und was war Ihre Aufgabe dort?

Der Vogelschutzbeauftragte von Hausen und Praunheim ist ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelschutzwarte von Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Hier war ich Mittler zwischen den Bürgern und der Vogelschutzwarte, d.h. wenn Bürger Fragen zu Wildvögeln haben, spreche ich mit ihnen und zeige ihnen korrektes Verhalten auf. So wurde ich z.B. einmal angerufen, um eine Kindergärtnerin zu beruhigen, die sich vor einem jungen Mäusebussard fürchtete. Als Schutzgebietsbetreuer beobachte ich die Tier und Pflanzenwelt im Hausener Auwald. Alle Beobachtungen werden archiviert und in die Homepage gestellt. Vor dem Schutzgebiet gibt es eine Infowand. Auch hier veröffentliche ich Beobachtungen, um die Menschen, die den Niddawanderweg nutzen zu informieren.


Sie haben sich an Umwelthauptstadt.de gewandt, um Ihren Frust über die Art und Weise der Stadt Frankfurt, wie sie mit ihrer Natur umgeht, Platz zu machen. Worum geht es Ihnen genau?

In Frankfurt regiert eine Koalition aus CDU und den Grünen. Ich vergleiche diese Koalition immer mit einem alten Mann, die CDU und den Grünen, eine blutjunge Frau. Der alte Mann im zweiten Frühling will es noch mal wissen und tut alles, um seiner jungen Geliebten gerecht zu werden. Auf Deutsch gesagt, die CDU läuft den Grünen hinterher und verliert den letzten Rest ihres Profils.

Ich lebe seit sieben Jahren in Frankfurt. Ich half einem alten Mann, Herrn Paul Morche, bei der Betreuung eines Rest-Auwaldes. Dieses Vogelschutzgehölz ist immer wieder bedroht gewesen. Vor 40 Jahren wäre es beim Bau der Autobahn A66 beinahe platt gemacht worden. Nur Dank mutiger Hausener, die sich den Baumaschinen in den Weg stellten, wurde dies verhindert.

Im Großen ärgert es mich, wie eine abgehalfterte CDU, die sogar in ihrem Parteiprogramm die Bewahrung der Schöpfung stehen hat, sich um die Tier- und Pflanzenwelt in Frankfurt keinen Deut kümmert. Die Grünen dagegen reden in ihren Wahlversprechen von Biodiversität und Artenschutz etc. Aber wenn man genauer nachfaßt, sind das leere Sprechblasen. Das bin ich nicht bereit hinzunehmen.

Gerade wo ich diese Zeilen schreibe, hat sich viel getan: kürzlich kippte der Fraktionsvorsitzende der CDU im Römer, Herrn Helmut Heuser, den Haushaltsentwurf in Frankfurt. Hier wurde das grüne Vorzeigeprojekt, die Erweiterung des Museums der Weltkulturen gekippt. 80 Millionen Euro sind zur Zeit nicht zu stemmen. Der direkt gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete von Frankfurt-West Dr. Matthias Zimmer veröffentlichte einen Brandbrief gegen den Umgang der CDU mit den Grünen. Die grüne Hoffnungsträgerin Dr. Manuela Rottmann beabsichtigt zum Juli 2012 zurückzutreten. Ich sehe jetzt Hoffnung am Ende des Tunnels


Ein weiteres Umweltproblem Ihrer Meinung nach sind die Ostparkbebauung, Museumsparkbebauung und die Abholzung in den Stadtteilen. Hier soll es bereits verschiedene Bürgerinitiativen geben, die die angesprochenen Bereiche vor der Bebauung retten möchten. Bitte erklären Sie unseren Lesern diese Frankfurter Problematik, worum es hier im Detail geht.

Die angesprochenen Gebiete sind einfach nur Beispiele, wo in dieser Stadt etwas falsch läuft. In Frankfurt sind seit Jahren keine Naturschutzgebiete ausgewiesen worden. Hier kann man z.B. deutlich den Unterschied zur grünen Preisträgerin dieses Jahres, der Freien und Hansestadt Hamburg sehen.

Das Grüngürtelprojekt ist 20 Jahre alt und war ein Kind des Herrn Tom Königs, einst Grüner Kämmer der Stadt Frankfurt. Nach Aussage meines leider verstorbenen Vorgängers Paul Morche hat man z.B. bei der Erstellung des Bundesgartenschau-Geländes im heutigen Nidda-Park rücksichtslos die vorhandene Natur zerstört: Ein ganzer Bach verschwand. Einige wertvolle Kleingewässer wurden verschüttet, die früher verschiedenen Amphibien zur Eiablage dienten. Feuchtwiesen, die unter anderem Orchideen beheimateten sind verschwunden!

Dieses Verhalten hat sich bis heute fortgesetzt. Es gibt eine Mentalität der Gleichmacherei im Grüngürtel. Politiker und Amtsleiter mit Profilneurosen setzen sich Denkmäler für die Nachwelt, wie geschehen am Tiroler Weiher im Stadtwald: Satte, saturierte Grüne z.B. genehmigen ihren Künstlerfreunden ein Projekt für über 60.000 Euro. Hier wurden Sandsteinstelen im griechisch-römischen Stil gesetzt. Daneben stehen über einen Meter hohe Sandsteinfiguren vom Grüngürteltier. So etwas braucht kein Mensch. Hier wurden Steuergelder verballert, die im Natur- und Umweltschutz, sowie in der Umweltbildung dringend gebraucht worden wären. Die zum Juli zurücktretende Umweltdezernentin Dr. Manuela Rottmann hat dies zu verantworten.

Der Alten Flugplatz Bonames war ein ehemaligen amerikanischen Hubschrauberlandeplatz, wurde zum Landschaftsschutzgebiet umgewidmet. Weil der komplette Rückbau wohl zu teuer geworden wäre, sind die Betonpisten nur z.T. aufgerissen worden. Kein Mensch kann mit Sicherheit sagen, welche Umweltsünden hier begraben sind. Die grüne Canapeé-Genießer und Sektschlürfer-Gesellschaft trifft sich hier mit Vorliebe und feiert sich selbst. Wenn man in der Homepage des Alten Flugplatzes Bonames stöbert, trifft man unter Freunden auf das who is who der Frankfurter Wirtschaft. Das Geld fließt hier also reichlich, und wo das Geld hin fließt, da werden auch gern Preise vergeben. Liest man weiter, was es hier alles angeblich für eine tolle Artenvielfalt gibt, weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Vom Purpurreiher über die seltensten Vögel soll alles da sein. Es finden keine ehrlichen faunistischen Untersuchungen statt, sondern irgendwelche Halb- bis Unwissenden laufen herum und behaupten dann, das könnte es hier geben, also ist es auch vorhanden. Umsiedlungsaktionen, die von vorne herein zum Scheitern verurteilt sind, werden sogar vom Umweltamt genehmigt. Die Wechselkröte, die vor über 10 Jahren, bevor das Mertonviertel gebaut worden ist, hier entdeckt worden waren, wurden zum Alten Flugplatz umgesetzt. Diese Tierart lebt an unbewachsenen, kiesig sandigen, sehr flachen Gewässern, die sich im Offenland befinden und auch mal austrocknen können. Die Art wurde umgesiedelt und ist heute nach einigen Jahren am Alten Flugplatz Bonames erloschen.

Im Ostpark befindet sich ein Obdachlosenheim, in seiner Art wohl einmalig im Rhein-Main-Gebiet. Hier kann man, ohne sich auszuweisen, einchecken. Aus diesem Heim heraus hat es nach Aussagen von Anwohnern immer Diebstähle in der Umgebung gegeben. Weil Frankfurt nun aber Passivhaus-Hauptstadt von Deutschland werden will, reißt man das alte Gebäude ab und baut hier ein Passivhaus hin. Das schlimmste ist aber, dass für diesen Neubau der frisch renovierte Schulgarten geopfert werden soll. Dieser Bereich ist immerhin Landschaftsschutzgebiet und Grüngürtelland. In Frankfurt heißt das Bauland in Warteposition. Die hier entstandene Bürgerinitiative (BI) löste sich auf, nachdem sie vom grünen Establishment als brauner Verein angegangen worden ist.

Eine weitere BI begründete sich in Sachsenhausen, um gegen die Vernichtung des Museumsparkes zu protestieren. Hier soll bekanntlich die Erweiterung des Museums für Weltkulturen entstehen.

Im Nordwesten der Stadt hat sich die BI gegen Kahlschlag gegründet. Unter ihrem Vorsitzenden Herrn Andreas Schröder und vielen Aktivisten quer durch das politische Spektrum. Die Umweltdezernentin Dr. Rottmann und ihre rechte Hand, Wendelin Friedel haben offensichtlich Angst vor Bäumen. In Frankfurt hat vor einem Jahr ein Baum eine Bürgerin erschlagen. Das ist tragisch. Dieser Baum stand allerdings auf Privatgelände und fiel auf eine Bürgerin. Seit dieser Zeit wurden und werden in Frankfurt an der Nidda, in den Parks und den Stadtteilen extrem viele Bäume abgeholzt: alles mit der Begründung der Verkehrssicherungspflicht zu genügen. Bei Erkundigungen in Hamburg, meiner Geburtsstadt, habe ich einen ganz anderen Umgang mit Bäumen und Sträuchern, die „wild“ wachsen festgestellt. Liegt es vielleicht in Frankfurt daran, dass man hier ein Konzept mit einem Berliner Architekten aufgestellt hat, der unserer Noch-Umweltdezernentin eingeflüstert hat, dass man grüne Speichen und Achsen entwickeln will? Das Grün muss nach diesem Thesenpapier fein übersichtlich sein. Alle Bäume sollen zumindest unten weit aufgeastet werden. Ich nenne es immer hochstämmige Bratkartoffeln schaffen oder den freien Blick auf das Mittelmeer erreichen wollen.

Last but not least möchte ich in diesem Themenkomplex mit der Problematik der unsauberen Energieerzeugung durch ein Braunkohlestaubkraftwerk bei der Allessa enden. Es gibt hier ein Ökokraftwerk, man beachte den Namen! Das gehört der Mainnova, also den Frankfurter Stadtwerken. Hier werden unter anderem im großen Stil Eisenbahnschwellen verbrannt. Bekanntlich sind Eisenbahnschwellen mit hochgiftigen Herbiziden und Fungiziden getränkt, die bei der Verbrennung freigesetzt werden. Aber es geht noch besser. Bei der letzten Kommunalwahl im März 2011 in Frankfurt verheimlichte die Noch-Umweltdezernentin Dr. Rottmann den Frankfurter Bürgern seit Oktober 2010 die Entstehung einer Giftschleuder übelster Art auf ihrem Stadtgebiet. Drei Tage nach der mit Bravur gewonnen Wahl brachte Frau Dr. Rottmann, die seit einem halbes Jahr von der Sache wusste, die Wahrheit ans Tageslicht. Sie begründete die Zeitverzögerung dreist damit, dass man die Bürger ja nicht vorzeitig verunsichern wollte. Dann warf Sie noch ein, dass sie der Allessa nicht die Chance verbauen wollte, selber an die Bürger heranzutreten und diese über das Kohlekraftwerk zu informieren. Natürlich wollte Dr. Rottmann damals einen grünen Wahlerfolg nicht gefährden, der durch das Atomunglück in Japan erst möglich geworden war.

Nachdem der Skandal ruchbar geworden war, und ein Aufschrei durch die Bevölkerung gegangen war, änderte Dr. Rottmann als Juristin schlagartig ihr Konzept: Quasi als kommende Jean d´Arc der Anti-Kohlekraftwerk-Initiative wollte Sie sich selbst an die Spitze dieser Bewegung setzen, um ihren ramponierten Ruf zu retten, schließlich fühlte Sie sich zu Höherem berufen: zur Kandidatin als Oberbürgermeisterin im Jahre 2013. Dr. Rottmann klagte also vor den Gerichten gegen das „böse“ Regierungspräsidium in Darmstadt und erlitt dabei drei Waterloo´s! Kürzlich trat diese Dame aus persönlichen Gründen zurück.


Am Freitag, den 14.10.2011, morgens gegen 9 Uhr, hatten Sie eine Begegnung mit vier Personen. Sie waren gerade dabei, eine Nistkastenkontrolle durchzuführen. Was genau geschah an diesem Tag?

Ich hatte eine Begegnung: Ohne das Böse zu ahnen, ging ich mit gefüllten Vogelfuttertüten zum Hausener Auwald, um die Futterhäuschen zum ersten Mal in diesem Herbst zu bestücken. Was ich sah, trieb mir die Zornesröte ins Gesicht. Eine bis heute unbekannte Firma war dabei, zwei schöne Pappeln ihrer vollen Krone zu berauben. In diesen Bäumen wachsen die streng geschützten Mispeln. Ein Tag zu vor war eine wohlgewachsene Weide ihrer Krone beraubt worden. Hier war seit mehreren Jahren ein Bussardhorst gewesen, den es nun nicht mehr gibt. Als ich das Szenario fotografieren wollte, gebärdeten sich die Arbeiter feindselig. Man wollte offensichtlich nicht fotografiert werden. Auf meine Bitte um Namen der Beteiligten sowie der Name der Firma wurden nicht eingegangen. Ich zog mich mit meiner Freundin zurück, um nichts eskalieren zu lassen. Als ich Nachmittags noch einmal hinging, war das Grauen perfekt. Der kleine Weg, den ich immer auf meinen Beobachtungsgängen begehe, war mit Zweigen, Ästen und abgeschlagenen Misteln bedeckt. Gleiches galt für die Bärlauch-Waldwiese. Auch mehrere Nistkästen lagen heruntergeschlagen auf dem Boden. Bei einigen fehlen bis heute die Türen oder sie sind ganz zerstört. Ich fuhr zur Polizei und erstattete Anzeige wegen Naturfrevel und Sachbeschädigung.


Mit welchen Verbesserungsvorschlägen für ein umweltfreundlicheres Frankfurt würden Sie sich an die Politik wenden?

Es müsste sich erst einmal etwas im Punkt Bürgernähe ändern, egal welche Regierungskoalition in Frankfurt das Sagen hat. Die Parteien haben sich meiner Meinung nach den Staat, die Bundesländer aber auch die Städte und Gemeinden zur Beute genommen. Der Bürger darf zur Wahl gehen, hat dann im wahrsten Sinne des Wortes seine Stimme abgegeben und den Mund zu halten. Wir brauchen in Deutschland ein anderes Demokratieverständnis.

Im Naturschutz gibt es sogenannte Naturschutzvereine und Interessenverbände, die im Naturschutzbeirat der Stadt Frankfurt sitzen. Die Verbände trauen sich nicht wirklich, viel zu fordern, weil sie Angst um ihre ehrenamtlichen Posten haben. Wenn sie sich mal etwas trauen, wird auf sie nicht gehört. Es müssten sich wohl noch mehr Bürgerinitiativen gründen, die ganz klar der Verwaltung in den Ämtern wie Stadtentwässerung und Grünflächenamt aufzeigen, dass die Verwaltung für die Bürger da ist und nicht umgekehrt. Gleiches gilt auch für die Politik.




Kommentare
Maria Mickelthwate
08.11.2011
Was Herr Hauschildt angegeben hat, stimmt voll mit meinen Beobachtungen überein. Die Stadt Frankfurt hat KEIN echtes Naturverständnis, sonst würde sie die Parks und Grünanlagen nicht so verschandeln, wie sie es seit einiger Zeit tut.
Es scheint hier irgendjemanden zu geben, der meint, Naturschutz heiße, Bäume und Büsche zu entfernen, um Menschen vor irgendeinem Phantom zu schützen, das es gar nicht gibt. Dabei leidet sowohl die Fauna wie die Flora.

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