Gesellschaft

Bio-Siegel-Wirrwarr in Supermärkten und Discountern

Auf den Lebensmittel-Verpackungen werben unterschiedliche Siegel für artgerechte Tierhaltung, kontrollierten Anbau und Öko-Qualität. Doch welche Bio-Siegel bedeuten was und halten die Unternehmen ihre Versprechen? LifeVERDE stellt das wichtigste vor.

Auf den Lebensmittel-Verpackungen werben unterschiedliche Siegel für artgerechte Tierhaltung, kontrollierten Anbau und Öko-Qualität. Doch welche Bio-Siegel bedeuten was und halten die Unternehmen ihre Versprechen? LifeVERDE stellt das wichtigste vor.

06.06.2017

Mehr als jeder zweite Deutsche fühlt sich im Supermarkt schlecht darüber informiert, welche Produkte tatsächlich umweltfreundlich sind und was sie genau bedeuten. Das zeigte eine repräsentative Umfrage (Stand 2012). 64 Prozent der Befragten gaben demnach an, beim Blick in die Regale nicht erkennen zu können, ob Lebensmittel ökologisch hergestellt wurden oder nicht. Zudem wissen 57 Prozent der Befragten beim Einkaufen nicht, ob auch die Verpackung umweltfreundlich ist oder der Umwelt schadet.

Die Umfrage zeigte insgesamt, dass es zu viele Siegel gibt, die nur schwierig zu verstehen sind.

Das Siegel der europäischen Union

Das bekannteste Siegel aus dem Bereich ist wohl das Siegel der europäischen Union:
Wer innerhalb der Europäischen Union seine Produkte „bio“, „öko“ oder „aus kontrolliert biologischem Anbau“ nennen möchte, der braucht seit dem 1. Juli 2010 verpflichtend das EU-Bio-Siegel. Es kennzeichnet Erzeugnisse und Produkte, die aus ökologischer Landwirtschaft stammen und Erzeuger, die die Kriterien für ökologischen Landbau einhalten, so wie sie das EU-Recht definiert. Wer noch höhere Standards einhält, kann zusätzlich weitere Bio-Labels verwenden.

Das Siegel - ein Blatt mit zwölf weißen Sternen auf hellgrünem Hintergrund - zeigt, dass die gekennzeichneten Lebensmittel die Vorgaben für ökologische Herstellung erfüllen. Mit dem EU-Siegel erfahren die Verbraucher auch, ob ein Rohstoff aus der EU oder von anderswo herkommt.
Ein Lebensmittel darf sich laut EU nur dann „bio“ oder „öko“ nennen, wenn der sich der Erzeuger zu mindestens 95 Prozent an folgende Regeln hält:

  • Verzicht von chemischen Pflanzenschutz- und Düngemittel
  • artgerechte Haltungsformen
  • biologisches Futtermittel
  • Verbot von Antibiotika zu anderen als medizinischen Zwecken
  • Gentechnik in verarbeiteten Lebensmitteln ist nur 49 Zusatzstoffe erlaubt

Bio-Anbauverbände wie Naturland, Bioland, Demeter vergeben andere, eigene Zeichen. Sie sind strenger und daher für viele stets empfehlenswerter als das EU-Bio-Siegel. Damit ausgezeichnete Produkte tragen aber trotzdem immer auch das EU-Bio-Siegel.

Selbst entwickelte Bio-Siegel von Supermärkten und Discountern?

Supermarktketten und Discounter führen zuweilen auch eigene Bio-Zeichen. Diese haben aber nicht die Aussagekraft des Bio-Siegels, sie sind lediglich eine Werbemaßnahme. Solange die Packung auch das entscheidende EU-Bio-Siegel trägt, ist dagegen aber wenig zu sagen.

Das Bundesland Bayern hat sich über die EU hinaus ein eigenes Bio-Siegel besorgt. Es verbindet Bio-Vorgaben mit regionaler Herkunft und soll dem gestiegenen Interesse der Verbraucher nach nachvollziehbarer Herkunft Rechnung tragen. Zu kritisieren ist, dass hiermit ein weiteres Zeichen eingeführt wird, das für mehr Durcheinander sorgt.
Hessen und Baden-Würtemberg hatten ähnliches versucht, mit dem sechseckigen Deutschland-Siegel und einem zusätzlichen Regionalhinweis.

Ist Bio überall gleich Bio?

Bei Lebensmitteln mit dem EU-Biolabel werden im allgemeinen Vergleich zu konventioneller Ware weniger Pestizide eingesetzt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Bio-Ware für den Discounter oder den Bioladen produziert wird. Aber: Bio vom Discounter erfüllt nur die Mindestanforderungen an ein Bio-Produkt. Die Siegel-Anbieter Bioland, Demeter und Naturland machen Erzeugern deutlich strengere Vorgaben. Zum Beispiel ist mit Antibiotika belasteter Tierdünger nicht erlaubt.

Bio-Produkte vom Discounter sind oft nur wenig teurer als konventionelle Ware. Im Bioladen kosten Obst, Gemüse und Fleisch mit Bio-Siegel aber oft das Doppelte. Das ist möglich, weil Discounter die Bio-Produkte nicht selten aus fernen Ländern importieren - die Kartoffeln zum Beispiel aus Ägypten, die Karotten aus Israel und die Gurken aus Spanien.

Neues, billiges "Bio" von Discountern geschaffen?

Der Vorwurf der Bio-Verfechter: Mit dem Einstieg der Discounter wie Lidl und Aldi sowie von Edeka in den umsatzträchtigen Bio-Markt ist ein neues „Bio“ geschaffen worden, das ohne gegen EU-Richtlinien zu verstoßen, Richtung „billig“ drängt und damit weit weg geht von dem ursprünglichen Bio-Verständnis.




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